von mephrix am Sa 19. Dez 2009, 02:03
Achtung!!!
Der folgende Teil dient nur zur reinen Unterhaltung und trägt maßgeblich zur Fortführung der Story bei. Alle Ereignisse sind nur storybezogen und haben nichts mit der Realität zu tun!
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Lost - Teil 30
8. Tag
… »Musst du mich so erschrecken, Nic?!«, stieß ich laut hervor als ich den ungeladenen Gast sitzend auf meiner Couch vorfand.
»Sorry, doN. Das wollte ich nicht!«, entschuldigte sie sich sofort bei mir während sie auf meinem Sofa saß und mich betrübt ansah.
Noch immer konfus und verwirrt erwiderte ich ihren Blick mit einem leicht gestressten Gesichtsausdruck.
»Was zum Geier tust du hier und wieso bist du nicht im Hotel?«, fragte ich meine unerwartete Besucherin entrüstet.
»Die Sache ist die… ich fühlte mich dort nicht wohl. Ich hatte Angst, dass die nLUF mich finden würde. Deswegen bin ich von dort abgehauen. Den einzigen Ort, der mir sonst nur noch einfiel, war hier bei dir, doN«, erklärte sie mir ihre Gründe, wieso sie sich nicht an den Plan gehalten hatte. »Bei dir fühl ich mich sicher!«
Ich zögerte eine Sekunde und wusste nicht, wie ich mit diesen Worten umgehen, geschweige denn, was ich darauf antworten sollte. Mein schockierter und genervter Gesichtsausdruck verwandelte sich jedoch allmählich in eine erleichterte und sanftmütigere Miene zurück. Schweigend zog ich mein Jackett aus und verstaute meine Waffe wieder im Halfter. Ich ging hinüber zur Zimmerwand und lehnte mich zur Entspannung mit dem Rücken dagegen. Nic saß noch immer auf der Couch und wartete beinahe schon sehnsüchtig auf eine Reaktion von mir.
»Danke für die vertrauten Worte, Nic! Es schmeichelt mir, dass du dich in meiner Gegenwart sicher fühlst. Aber was du getan hast, war trotzdem leichtsinnig. Natürlich bist du in meiner Nähe sicherer als alleine in einem verlassenen Hotelzimmer, aber genau damit machst du dich noch mehr zur Zielscheibe für unseren Feind. Ich habe dich in die Sache hier unfreiwillig hinein gezogen. Mein Auftauchen ist der Grund, wieso du jetzt kein Haus mehr hast und dich gleichzeitig in potentieller Gefahr befindest. Und ich möchte nicht, dass dir etwas passiert, denn in den letzten Tagen ist schon genug vorgefallen«, äußerte ich mit verschränkten Armen meine Bedenken über ihre eigenwillige und riskante Entscheidung. »Aber auf der anderen Seite kann ich dir natürlich auch keinen Vorwurf machen, vermutlich hätte ich genau so gehandelt an deiner Stelle. Trotzdem hättest du mir wenigstens Bescheid geben können, dass du bei mir bist, statt mich hier zu erschrecken«, beruhigt ich mich langsam wieder und rieb mir mit den Fingern in den Augen.
»Du hast Recht, doN. Ich hätte mich melden sollen, aber ich wollte nicht, dass du deshalb alles stehen und liegen lässt«, versuchte sie sich noch einmal bei mir zu entschuldigen und sah demütig auf den Boden hinunter.
»Schon OK, ist ja zum Glück nichts passiert«, sagte ich zu ihr und ging dabei auf sie zu. »Aber eines musst du mir verraten! Wie bist du eigentlich in meine Wohnung rein gekommen?«, fragte ich sie wissbegierig.
»Das ist mein Geheimnis. Wir Frauen haben unsere Tricks und Geheimnisse, die wir vor der Männerwelt geheim halten«, antwortete sie mir und ein kleines Lächeln verirrte sich dabei wieder in ihrem Gesicht.
Kopfnickend und nicht wirklich überrascht von der ausweichenden Antwort schlug ich meinen Weg in Richtung Küche ein. »Da du nun da bist, darf ich dir etwas zum Trinken anbieten?«, wollte ich gastfreundlich zu ihr sein.
»Ja, bitte!«, gab sie mir als Antwort zurück als ich mich schon auf den Weg in meine kleine, aber ordentlich eingeräumte Küche machte.
Nachdenklich nahm ich zwei breite, runde Gläser aus dem Küchenschrank oberhalb der Spüle. Dieser erschütternde Tag hatte meinem geschwächten Körper vieles abverlangt, deshalb öffnete ich den Kühlschrank und nahm die gekühlte Flasche Weißwein heraus, die ich eigentlich für einen ruhigen Abend gekauft und aufgehoben hatte. Überzeugte Weinfanatiker würden mich für diese unwürdige Art der Weinlagerung vermutlich erschlagen, doch ich hatte größere Probleme am Hals.
Ich wusste, dass die Kombination aus Schmerzmitteln und Alkohol weder Gesund noch besonders zu empfehlen war, deshalb wollte ich mir auch nur eine kleine Portion einschenken. Als ich zusah, wie sich mein Glas Millimeter für Millimeter füllte, fragte ich mich, was an diesem verrückten Tag, der beinahe zu Ende war, noch alles passieren würde. Doch viel wichtiger als heute war der morgige Tag. Morgen wird sich alles entscheiden, stand ich in meiner viel zu klein geratenen Küche und fühlte mich leer und erschöpft. Immer mehr drängte mich mein Körper dazu, endlich Schlaf und etwas Ruhe zu finden, doch ich wollte meinem Gast gegenüber nicht unhöflich sein. Sie hatte es an diesem Tag nicht allzu leicht gehabt und ich war dafür verantwortlich.
Nachdem ich mein Glas bis zur Hälfte befüllt hatte, schenkte ich die gleiche Flüssigkeit auch in Nics Glas ein. Anschließend stellte ich den Wein wieder zurück in den Kühlschrank und ging mit den Glasbehältern zurück ins Wohnzimmer. Nic saß noch immer auf der Couch und hatte ein Bein über das andere geschlagen. Sie sah mich mit ihren sanften Augen an und es schien, als würde sie sich wirklich sehr wohl in meiner Nähe fühlen. Ich reichte ihr das Glas und setzte mich neben sie auf das Sofa. Noch ehe ich Platz genommen hatte, rückte sie noch näher zu mir und es schien, als würde sie meine Nähe suchen.
»Zufälligerweise hab ich noch eine Flasche Weißwein in der Küche gefunden. Ich hoffe, du magst Wein«, sagte ich zu ihr und nahm einen kleinen Schluck von meinem Getränk. Sie hatte keine Einwände und nahm ebenfalls einen Schluck aus ihrem Glas.
Da ich nun weich saß und mich ein wenig entspannen konnte, bemerkte ich auf einmal, dass Nic die Deckenbeleuchtung abgeschalt und dafür die Tischlampen, von denen ich ein paar im Wohnzimmer stehen hatte, angemacht hatte. Das gedämpfte Licht und der Hauch Dunkelheit, die sich wie ein wärmender Mantel um den Raum gelegt hatten, ließ in diesem ganzen Kriegschaos eine beinahe schon romantische Atmosphäre aufkommen, wie ich sie schon seit längerem nicht mehr verspürt hatte. Vielleicht lag es aber auch nur an der gefährlichen Kombination von Arzneimitteln und Alkohol, die meinen ohnehin schon energielosen Körper und meinen müden Geist nun endgültig dem Rest gaben. Oder es lag an meiner weiblichen Couch-Partnerin, die immer näher und näher zu mir kam.
»Darf ich dir eine Frage stellen, doN?«, tastete sie sich vorsichtig ins Ungewisse vor während sie sich an meine Schulter lehnte.
»Natürlich darfst du mir eine Frage stellen. Was willst du wissen?«, signalisierte ich ihr meine Gesprächsbereitschaft.
»Ok. Ich hoffe, die Frage ist nicht zu persönlich«, machte sie noch mal eine kurze Pause, ehe sie mir die Frage stellte. »Wie bist du eigentlich zur Mafia gekommen, doN?«
»Das ist eine interessante Frage, die du mir da stellt«, schmunzelte ich ein bisschen und konnte mir dabei ein kleines Grinsen nicht verkneifen. »Weißt du, Nic, ich weiß es selbst nicht mehr so wirklich. Ich bin in Berlin geboren und wie es in einer Großstadt so üblich ist, muss man sich als junger Mensch des Öfteren gegen anderes Gesindel behaupten. So gab es in meinem Block genug üble Typen, die Jugendliche meines damaligen Alters nicht nur zur Einnahme von irgendwelchen Rauschmitteln verlocken, sondern auch für andere krumme Geschäfte missbrauchen konnten. Leider konnte ich mich vor Letzterem nicht entziehen und so landete ich nach kurzer Zeit schon in einer Straßengang. Wir waren eine kleine, aber entschlossene Gruppe. Wir nannten uns Schatten Berlins und waren sehr stolz auf diesen Namen. Doch leider war diese Gruppierung, genau so wie ich damals, dumm und ehrenlos. So machten wir uns bei der Berliner Polizei schnell einen Namen und viele meiner Gangkollegen landeten entweder im Knast, verkorksten ihre Gesundheit und ihre Körper mit Gewürzen oder wurden sogar erschossen«, erzählte ich ihr vom Anfang meiner Gangsterkarriere.
»Oh, das klingt nicht so schön. Da hast du ja schon sehr früh die harte Realität hautnah zu spüren bekommen. Und wie bist du zur GoG gekommen?«, wollte sie mehr von meiner Vergangenheit erfahren.
»Da hast du Recht! So toll und cool sich das Leben und die Zugehörigkeit zu einer Straßengang auch anhören mag. Die Realität hat nicht viel damit zu tun, was heute in irgendwelchen Filmen und Büchern dargestellt wird. Ganz im Gegenteil, das Leben da drin ist meistens dreckig, kaputt und hart. Auch wenn es heute noch sehr viele ekelhafte Parallel zu damals gibt, so liegen nun Welten zwischen damals und heute. Zur GoG bin ich mehr zufällig gestoßen und hätte beinahe sogar mit meinem Leben dafür bezahlt. Eines Tages wollten ein paar Straßenkollegen und ich eine mittelständische Autowerkstatt überfallen, in der sich öfters auch mal gut betuchte Kunden aufhielten. Wir hatten also die Werkstatt über einen längeren Zeitraum beobachtet und uns den perfekten Augenblick ausgesucht, in der vermutlich am meisten Kohle in der Kasse war und vielleicht auch ein schicker Schlitten in der Werkstatt stand. Das dachten wir zumindest. Dummerweise war genau an diesem Tag ein Mitglied der GoG in der Werkstatt, um, so wie es in unserer Mafia üblich ist, nach dem Rechten zu sehen und auch um ein wenig Geld einzustreichen. Wir stürmten also blindlings in die Werkstatt und wollten das Geld und ein Auto klauen. Doch ehe wir uns versahen, zückte das Mitglied der GoG seine Waffe und erschoss ohne zu zögern meine Kollegen. Völlig geschockt vor Angst lies ich alles stehen und liegen und ergriff die Flucht«, schilderte ich ihr die damaligen Ereignisse.
»Wer war dieses Mitglied der GoG?«, fragte sie mich und hörte mir aufmerksam und interessiert zu und legte dabei ihren weichen Arm auf meinen Rücken.
»Du wirst vermutlich lachen müssen. Aber es war Erril, der mich damals beinahe über den Haufen schoss. Er war damals für das noch sehr junge und kleine Berliner-Territorium zuständig, für das ich nun verantwortlich bin. Und er war es auch, der mich letztendlich in die GoG einführte, doch dazu komm ich gleich. Ich versuchte also zu fliehen und Erril hatte natürlich die Verfolgung aufgenommen. Glücklicherweise konnte ich ihn in den engen Gassen des Viertels überlisten und ihn schließlich überwältigen. Das war der Zeitpunkt, in dem ich zum ersten Mal eine Schusswaffe in meinen Händen hielt. Nun konnte ich über Leben und Tod entscheiden. In meinem Fall über das Schicksal von Erril. Mein Kopf sagte, dass ich ihn erschießen sollte, so wie er es auch mit meinen damaligen Kollegen getan hatte. Doch eine innere Stimme hielt mich davon ab. Ich verschonte sein Leben und gab ihm die Waffe zurück. Erstaunt von meiner Tat und von meinem damals noch sehr eingeschränkten, aber trotzdem schon ausgeprägten Können stellte er mich im Gegenzug später Teddy, unserem ehemaligen und von ein paar Tagen erschossenen Anführer, vor. Dieser erkannte ebenfalls meine Fähigkeiten und so wurde ich in die GoG-Revolutions aufgenommen«, kam ich zum Ende meiner Geschichte.
»Wow, wirklich beeindruckend und vor allem sehr überraschend. Das hätte ich nicht gedacht, dass eure Wurzeln so stark in einander verstrickt sind«, teilte mir Nic, sichtlich beeindruckt, ihre Meinung zu meiner Geschichte mit.
»Jetzt bist du dran, meine Liebe. Wie ist so eine hübsche und attraktive Frau, wie du es bist, in diese brutale und erbarmungslose Welt aus Verbrechen und schmutzigem Geld gekommen?«, stellte ich ihr nun die verdiente Gegenfrage.
»Wie dir Erril bestimmt schon erzählt hat, bin, oder besser gesagt, war ich ein ranghohes Mitglied der Gangters Inc, oder kurz auch G|INC genannt. Mein Vater ist der Anführer der Mafia und so war es als sein einziges Kind schon von klein auf mein Traum, einmal in seine Fußstapfen treten zu können, auch wenn er das immer verhindern wollte«, begann sie mir ihre Mafia-Lebensgeschichte zu erzählen und legte dabei ihren Kopf auf meine Schultern und ihre andere Hand auf meinen Oberschenkel.
»Wie kommt es dann, dass du hier in London dein Unwesen treibst und nicht in Mexiko?«, stellte ich ihr eine Zwischenfrage und genoss dabei ihre ausgestrahlte Wärme auf meinem Körper, die mir noch einmal neue Kraft zu geben schien. Ich fühlte mich sichtlich wohl und auch ein bisschen erregt.
»Du kannst dir bestimmt vorstellen, doN, dass meine Entscheidung, in die Fußstapfen meines Vaters treten zu wollen, bestimmt nicht immer nur auf Gegenliebe gestoßen ist. Er wollte mich um jeden Preis von dieser Welt fernhalten, doch je mehr er sich bemühte, desto mehr Faszination übte dieses fadenscheinige Milieu auf mich aus. Irgendwann, als ich schon meine ersten Gewürzdeals alleine oder unter der Obhut der Mafia durchgeführt und auch die Karriereleiter innerhalb der Organisation schon ziemlich hoch erklommen hatte, kam es zwischen meinem Vater und mir zu einem so großen Streit, dass ich noch am selben Tag meine Sachen gepackt hatte und den nächst besten Flug raus aus Mexiko City nahm. Seitdem bin ich hier in London und ich habe auch kein Wort mehr mit meinem Vater geredet«, beichtete sie mir mit leiser Stimme den Rest ihrer Verbrecher-Vergangenheit.
Allmählich begann auch ich, ihre schöne und mutige Vorgehensweise zu erwidern und ich legte ebenfalls meinen Arm um sie und zog sie noch näher an mich heran.
»Das ist bestimmt nicht leicht für dich, Nic!«, versuchte ich ein wenig Verständnis über ihre frühere Zeit aufzubringen.
»Ja, da hast du Recht, doN. Das ist es auch nicht!«, sagte sie zu mir mit einem leichten Unterton. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, hob sie ihren Kopf und schmiegte ihn sanft an meinen. Es dauerte nicht lange und unsere Lippen trafen sich zu einem herzerweichenden Kuss. Ihre vollen und weichen Lippen fühlten sich wie flauschige Wolken an und ihre samtweiche Hand strich über meine raue Wange und erregten mich noch mehr.
Vorsichtig, aber gezielt öffnete ich die Knöpfe ihrer bemusterten, weisen Bluse und streifte sie von ihrem wunderschönen Körper ab. Auch sie öffnete die Knöpfe an meinem Hemd und entblößte meinen leicht trainierten Oberkörper. Unsere Küsse und Zärtlichkeiten wurden immer intensiver und unsere Hände erkundeten neugierig den Körper des anderen. Mit jeder Berührung, die ich von ihr bekam, bemerkte ich, wie sich mein Körper mehr und mehr regenerierte. Ihre Zärtlichkeiten waren wie Ambrosia für meine geschundene Hülle und ich fühlte, dass sie auch jede Sekunde zu genießen schien.
Ohne uns zu verständigen, verlagerten wir unseren Ausdruck von Gefühl und Leidenschaft in einen bequemeren Teil der Wohnung. Wie von einem Magneten angezogen, trieb uns unsere Lust ins Schlafzimmer.
Nach einer langen Zeit fühlte ich mich endlich mal wieder wie ein Mensch. All die Gräueltaten der vergangen Tage, alles Leid der zurückliegenden Stunden, all das hatte ich in diesem Augenblick vergessen. Auch all die Dinge, die am morgigen Tag noch auf mich zu kommen würden und die es zu meistern galt, all die Dinge waren auf einmal völlig ohne Belang und hatten keine Bedeutung mehr.
Ich fühlte mich lebendig. Befreit. Ich fühlte mich wieder wie ein Mensch …