Ein weiterer Tag ...

Re: Ein weiterer Tag ...

Beitragvon [Latin Kingz] am Mi 14. Jan 2009, 00:00

was machst du eigentlich beruflich?

bist da auch schreiberling?
mfg
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Die Dreistesten Bösewichter der **** hat geschrieben:Och Triads, wir können ganz gut mehrere Verwarnungen parallel aussprechen und die dann nicht weiter bearbeiten.
:P

(...)
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Re: Ein weiterer Tag ...

Beitragvon mephrix am Mi 14. Jan 2009, 00:36

[Latin Kingz] hat geschrieben:was machst du eigentlich beruflich?

bist da auch schreiberling?


Hehe ne, bin weit davon entfernt. Bin gelernter Produktionsmechaniker - Textiltechnik, aber nun Prozessoptimierer ;) Beim letzteren ist Schreiben zwar auch nicht ganz unwichtig, aber das ganze Zeug hier mach ich nur in meiner Freizeit.

Gruß doN
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Re: Ein weiterer Tag ...

Beitragvon [Latin Kingz] am Mi 14. Jan 2009, 00:37

na dann, schnell mal umlernen und im job auch für ein weiterer tag schreiben :D
mfg
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Die Dreistesten Bösewichter der **** hat geschrieben:Och Triads, wir können ganz gut mehrere Verwarnungen parallel aussprechen und die dann nicht weiter bearbeiten.
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Re: Ein weiterer Tag ...

Beitragvon The Rippers am Mo 16. Feb 2009, 13:36

mh...
kann mich nicht mehr an viel aus meine GW1-Forenzeit erinnern ausser viel Spam und Streitereien mit Atzee, aber an diese Geschichte kann ich mich noch erinnern^^

Den gleichen Titel habe ich übrigens in einem Automobil-Forum benutz.
Irgendeiner schrieb den Titel "Mein Tag" worin erzählte, weil er erst vor ein paar Tagen sein Auto platt gemacht hat.
Mich ereilte daraufhin das gleiche Schicksaal und nannte es "ein weiterer Tag".
Das war der Lacher überhaupt, obwohl es eigentlich nicht witzig war.

naja btt.
schreib ma weiter.
Ich könnte sowas nciht verfassen, bin eher jemand für Kurzgeschichten, da ich bei langen Geschichten einfach zu schnell abdrifte und alle detailiert erzählen will etc.
Also, zeig wasde drauf hast ;)
(01:11:19) (Tomasi) 09-02-01 01:10:23 • Nick: lennsch^afk —› IchBinDumm
(01:11:21) (Tomasi) gut erkannt
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Re: Ein weiterer Tag ...

Beitragvon mephrix am Di 24. Mär 2009, 03:48

Lost - Teil 26
8. Tag

… »Das ist die richtige Einstellung, doN! Siehst du, Erril, nimm dir ein Beispiel an ihm. Er weiß, wann die Uhr abgelaufen ist und es keinen Ausweg mehr gibt. Ihr werdet euch damit viele Schmerzen ersparen…«, wollte uns proTecTion weismachen.
»Genau so wie bei Teddy?«, erwiderte Erril verbittert während er mit einem bösen Blick den nLUF-Gangster anstarrte.
»Leider saß ich zu diesem Zeitpunkt noch in diesem stinkenden Drecksloch von Knast und bin vor mich hin verrottet. Wie gern hätte ich diesen Moment erlebt! Einer von diesen GoG-Versagern weniger auf der Bildfläche. Wenigstens kann ich nun diesen Augenblick in vollen Zügen genießen«, sah proTecTion zu Erril hinüber.
»Du elendiger Mistkerl«, beschimpfte Erril unseren baldigen Henker mit wütender Stimme. Noch bevor er diese Worte überhaupt ganz ausgesprochen hatte, ging das Mitglied unseres Erzfeindes zu ihm hinüber und schlug ihn mit geballter Faust ins Gesicht. Von der Wucht des Schlages fiel Erril mitsamt dem Stuhl, auf dem er gefesselt war, unsanft zu Boden. Der Knall dieses Schlages in Errils Gesicht war so laut, dass er es wohl noch tagelang spüren würde. Doch das spielte zum jetzigen Zeitpunkt wohl keine allzu große Rolle mehr.
»Wenn du mich noch einmal so respektlos behandelst, mein Freund, dann werde ich dir jeden Knochen in deinem Leib einzeln zertrümmern, hörst du?!«, wurde proTecTion leicht zornig.
Aber Erril konnte nicht antworten. Zu groß waren noch die Schmerzen dieser Abreibung.
»Hey, du Arsch! Wieso bringst du es nicht einfach zu Ende?«, keuchte ich verzweifelt zu ihm hinüber.
»Hab noch etwas Geduld, doN! Du hast es gleich hinter dir«, versicherte mir proTecTion mit einem höhnischen Grinsen im Gesicht.
»Lass ihn endlich zufrieden, du Sackgesicht! Siehst du nicht, dass er bereits fertig ist?«, meldete sich Erril wieder zu Wort, nachdem der erste brennende Schmerz nachgelassen hatte.
»Halt die Klappe! Mit dir werde ich gleich weitermachen«, antwortete ihm unser Aufpasser während er mir den alten Hammer in die Magengrube rammte.
Blut spuckend und mit schmerzverzerrtem Gesicht krümmte ich mich auf dem klapprigen Stuhl. Ich wusste nicht, wie lange ich diese Folter noch durchstehen würde. Mit jeder Sekunde, die verstrich, schwanden meine Kräfte und mein Überlebenswille immer mehr dahin.
»Also gut, doN. Du hast lange durchgehalten. Dafür hast du meinen Respekt. Aber ich bin kein Unmensch, deshalb werde ich deinen Wunsch respektieren!«, sagte proTecTion heuchlerisch zu mir. Er ging hinüber zum Tisch und holte seine Waffe. Es war ein Revolver vom Typ Magnum, um genau zu sein ein S&W Model 500 Revolver. Dieser ist ein von Smith & Wesson produzierter Revolver. Der S&W Model 500 ist die weltweit stärkste in Groß-Serie gebaute Faustfeuerwaffe und verschießt Munition des Kalibers .500 S&W Magnum. Die Trommel verfügt, im Gegensatz zu den herkömmlichen Revolvern, nur über fünf statt der üblichen sechs Patronenlager.
Nachdem er die Trommel überprüft, die Waffe durchgeladen und entsichert hatte, kam er wieder zu mir zurück. Triumphierend und aufplusternd stellte er sich wie Hahn, der einen Zweikampf gewonnen hatte, mit herausragender Brust vor mich hin und zielte mit seiner Waffe auf mich. »Noch einen letzten Wunsch, doN?«
Doch ich hatte nicht mehr die Kraft um zu antworten. Ich starrte nur noch in den dunklen Lauf der Waffe und wartete auf das Unvermeidliche. Plötzlich spielte sich noch einmal in Zeitlupe mein ganzes Leben vor mir ab, genau so wie man es aus vielen Filmen kannte. Darin sah ich die bewegensten Momente aus meiner Kindheit, meiner Jugend und der Zeit in der GoG. Es waren schöne Dinge und es waren schreckliche Dinge dabei. Es waren Dinge, die mich stolz gemacht hatten. Aber es gab auch Dinge, die unverzeihlich waren. Ich sah Personen, die ich bereits längst vergessen hatte und ich sah Personen, für die ich etwas empfand. Eine davon war sogar sehr deutlich zu erkennen. Ich hatte sie erst am heutigen Tag kennengelernt, doch sie hatte sich bereits fest in meine Erinnerungen gebrannt. Doch leider sollte sie dies wohl nie mehr erfahren…
Plötzlich gab es einen lauten Knall und für eine Millisekunde dachte ich, ich wäre Tod. Doch was dann geschah, konnte und wollte ich meinen müden Augen nicht trauen. Der Übergangster der nLUF, proTecTion, der gerade dabei war mir eine Kugel zwischen die Augen zu jagen, sackte auf einmal in sich zusammen, noch bevor er abdrücken konnte. Die darauf folgenden Sekunden würde ich wohl für den Rest meines Lebens nie mehr vergessen.
Hinter proTecTion stand eine nicht allzu große, zierliche Person, die einen Baseballschläger in den Händen hielt. Es war Nic!
Aus einem mir noch unerklärlichen Grund war Nic auf einmal aufgetaucht und hat proTecTion mit dem Baseballschläger von hinten bewusstlos geschlagen. Mit weit aufgerissenen Augen schaute ich unsere Retterin verblüfft an.
Doch statt etwas zu sagen ließ Nic den nun angebrochenen Baseballschläger zu Boden fallen. Voller Entsetzen über ihre Tat und über das Blut, das sie an mir und nun vor allem bei unserem ausgeknockten Kontrahenten sah, ging sie unbeholfen ein paar Schritte zurück. Es schien als hätte sie sich zu Tode erschrocken.
»Was ist passiert? doN, lebst du noch?«, wollte Erril beinahe panisch wissen. Da er immer noch mit dem Stuhl auf dem Boden lag, konnte er nicht sehen, was passiert war.
»Mir geht es den Umständen entsprechend gut, Erril, aber hätte Nic nicht…«, wollte ich gerade den Satz beenden als Erril mir ins Wort fiel. »Nic ist hier?! Etwa die Nic, die ich meine? Ihr kennt euch etwa? Willst du mich verarschen?«
»Nein, ganz bestimmt nicht. Aber sie hat mir, uns, so eben das Leben gerettet«, erklärte ich ihm weiter.
»Was zum Geier tut Nic, meine Ex-Freundin und Fast-Verlobte denn hier? Und was hast du mit ihr zu tun, doN?«, fragte mich Erril leicht verwirrt.
»Können wir das nicht später besprechen?«, wollte ich ihn etwas beruhigen.
Allmählich realisierte auch Nic die gefährliche Situation und sie hatte sich wieder gefangen. Ohne weiteres zögern nahm sie eines der Folterwerkzeuge vom Tisch, um uns von unseren Fesseln zu befreien. Aber ich konnte nicht aufstehen, sondern glitt in Richtung Boden. Zum Glück konnte mich unsere Befreierin gerade noch rechtzeitig stützen.
»Danke, Nic, wir sind dir was schuldig. Aber wie bist du …«, bedankte ich mich hustend und keuchend bei ihr.
»Keine Ursache, doN. Aber stell jetzt keine Fragen, wir haben nicht viel Zeit!«, erwiderte Nic während sie mich wieder auf den Stuhl setzte. »Ach ja und ich freu mich auch dich wieder zu sehen, Erril…«
Als sie sich um Errils Fesseln kümmerte und die beiden sich ein paar unverständliche Sätze zu flüsterten, sah ich mir den bewusst- und hilflosen Gangster von der nLUF an. Aus seiner Platzwunde lief der rote Lebenssanft in Strömen.
»I-Ist er t-tot?«, wollte Nic auf einmal demütig wissen, als sie die Früchte ihrer Arbeit erst richtig erkannt hatte. Langsam und vorsichtig beugte ich mich zu ihm hinunter und griff an seinen Hals. Nach einigen Sekunden sah ich Nic in die Augen und schüttelte meinen Kopf. »Keine Sorge, er lebt noch. Bloß er wird die nächsten Tage üble Kopfschmerzen haben«, antwortete ich ihr.
Spürbar erleichtert wischte sie sich ihre kleinen Schweißperlen von der Stirn. Doch wir hatten nicht viel Zeit. Rushers oder einer seiner anderen Lakaien würden früher oder später vermutlich noch mal einen Blick in die Hütte werfen wollen, um sicher zu gehen, dass Erril und ich auch wirklich tot waren, bevor sie das ehemalige Liebesnest in Schutt und Asche legen würden.
»Los! Wir müssen hier verschwinden und zwar sofort. Es wird nicht mehr lange dauern, bevor sie zurückkommen«, erinnerte uns Erril an die drohende Gefahr und es schien als hätte er in diesem Moment meine Gedanken gelesen.
»Du hast Recht, aber wir müssen doN helfen. Alleine wird er es nicht schaffen!«, sagte Nic etwas verzweifelt.
»Sieht ganz so aus. Kannst du ihn stützen? Ich werde mich um den Rest kümmern. Und mach dir keine Sorgen um ihn. Er kann manchmal ein zäher Bursche sein, aber du wirst sehen. Eine Nacht voller Schlaf und er wird sich wie ausgewechselt fühlen«, versuchte Erril die Situation etwas zu beruhigen.
Nic behielt weiterhin ihren beschädigten Baseballschläger in der Hand und versuchte gleichzeitig mich zu stützen. Ich merkte, dass es ihr schwer fiel. Aber wir mussten nur eine Straße erreichen oder wenigstens ein sicheres Versteck im Wald finden, bis die Luft rein war.
Erril nahm die Waffe von proTecTion entgegen. Er war der Meinung, dass sie unser Folterknecht sowieso nicht mehr brauchen würde, solange er noch Sterne sah. Nachdem er die Trommel der Waffe überprüft hatte, winkte er Nic mit der Waffe in der Hand zu sich und deutete mit einem kurzen »Auf geht’s!« an, dass wir uns nun endlich auf den Weg machen sollten.
»Halt! Stopp!«, unterbrach er abrupt den Aufbruch als er den wehrlosen Gangster noch mal ansah.
Ohne ein weiteres Wort zu sagen zielte er direkt auf den am Boden liegenden, bewusstlosen Körper. Mit hasserfülltem Gesichtsausdruck entsicherte er seine Waffe.
»Was tust du da, Erril? Willst du uns umbringen?«, unterbrach ich die plötzlich aufgekommene Ruhe vor dem Sturm.
»Kein Wort von dir, doN! Ich werde diese miese Sau umlegen. Hier und Jetzt, auf der Stelle!«, sagte er in seiner blinden Wut zu mir.
»Wenn du das tust, Erril, dann sind wir alle tot. Die anderen werden die Schüsse hören. Du weißt es und ich weiß es. Also, hör auf mit dem Unsinn und lass uns endlich von hier verschwinden!«, flüsterte ich hustend und leicht zörnig zu ihm hinüber.
»Nic, gib mir das Kissen von da drüben«, befahl er ihr in seinem unkontrollierten Blutrausch.
»Erril? Sieh mich an. Hörst du? Sieh mich an!«, versuchte ich verzweifelt seine Aufmerksamkeit zu erlangen.
Als er zu mir hinüber sah, musste er die Angst und die Verzweiflung in meinen Augen gesehen haben. Doch er ignorierte es. In diesem Augenblick schien ihm alles und jeder egal zu sein. Natürlich hatten wir hier die Chance, ein ranghohes nLUF-Mitglied und einer der brutalsten Gangster, die diese verdammte Stadt je heimgesucht hatten, zu eliminieren. Das einzige, was er tun musste, war abzudrücken. Doch es war nicht der richtige Zeitpunkt und auch nicht die Art der GoG.
»Gib mir das verdammte Kissen, Nic, sofort!«, wurde er langsam böse während er sich wieder auf sein unausweichliches Opfer konzentrierte.
»Du bleibst dort stehen, wo du bist!«, befahl ich unser Retterin als ich plötzlich und notgedrungen die Waffe auf ihn richtete. »Tut mir leid, Erril! Du lässt mir keine andere Wahl! Nic, du wirst mir das Kissen bringen. Mal sehen, ob der Daunenbeutel auch den Schall einer Uzi dämpft?«
Völlig unbeeindruckt warf er mir einen kurzen, spöttischen Blick zu und zielte wieder auf den blutüberströmten proTecTion. Allmählich gingen mir die Ideen aus.
»Was würde Teddy nur von dir denken. Er würde sich im Grabe umdrehen, könnte er uns jetzt hier sehen…«, spielte ich meine letzte Karte aus.
Plötzlich verwandelte sich sein irrsinniger und von Rache getränkter Blick zu einem nachdenklichen und beinahe schon beschämenden Gesichtsausdruck. Er dachte einige Augenblicke nach, bevor er seine Waffe urplötzlich wieder sicherte und in die Hose steckte. Mit überraschter und zugleich erleichterter Mine senkte ich ebenfalls meine Waffe, die mir Nic kurz vor unserem Aufbruch in die Hand drückte.
»Teddy… Tut mir leid!«, seufzte er demütig. »Natürlich, du hast vollkommen Recht. Ich weiß nicht… Ich weiß nicht was in mich gefahren ist. Dieser Stress…«
»Schon in Ordnung, Erril! Mit dir sind die Pferde durchgegangen. Angesicht der letzten Ereignisse ist das verständlich. Ist ja zum Glück gerade noch einmal gut gegangen. Aber jetzt müssen wir wirklich los!«, hielt ich Erril die bedrohliche Lage und die knapp bemesse Zeit vor Augen.
Mit der Waffe in der Hand ging er voraus während Nic und ich ihm folgten. In einem Nebenzimmer war unter einem alten, roten Teppich eine geheime Bodenklappe versteckt, mit der Nic sich heimlich in die Hütte schleichen konnte. Vorsichtig und leise sprang Erril zuerst hinunter auf dem Boden, die Waffe gezückt und jederzeit bereit das Feuer zu eröffnen. Behutsam und mit schmerzenden Gliedern ging ich als nächstes durch das Loch im Boden. Nic kam sofort hinter her. Erril war bereits dabei die Umgebung zu überprüfen. Wie ein Jäger auf der Pirsch sah er vorsichtig um die Ecke.
»Also, wir befinden uns hier quasi hinter der Hütte, auch wenn wir uns noch unter ihr befinden. Wenn ich mich nicht irre, dann können wir direkt durch den Wald gehen und in ungefähr einem Kilometer müsste die Straße kommen. Wenn wir es bis dorthin geschafft haben, werden wir versuchen uns so schnell wie möglich ein Auto zu besorgen. Sollte es erforderlich sein, auch mit Waffengewalt. Wir können…«, wollte Erril gerade seinen Plan weiter ausführen als ich ihm unhöflich ins Wort fiel.
»Erril, hat Rushers nicht etwas von einem Auto und Benzinkanister erzählt? Vor der Hütte hab ich keinen weiteren Wagen gesehen. Das heißt, irgendwo hier muss ein weiteres Fahrzeug stehen. Wir sollten es suchen, weil bis zur Straße werden wir es in der kurzen Zeit vermutlich nicht schaffen!«
»Wohlmöglich stimmt das sogar. Mh… Also gut, wir müssen dieses Auto finden. Als ich um die Ecke geschaut hab, hab ich StonedDog und LFB zusammen mit Rushers gesehen. Auf dem Boden neben ihnen standen mehrere Benzinkanister. Mir kam dieser Geruch hier doch gleich bekannt vor. Es ist Benzin! Ich hoffe, nein ich bete, dass sie hier lang gelaufen sind mit den Kanistern. Das ist sowieso unsere einzige Richtung, in der wir ungesehen verschwinden können«, stimmte er mir nachdenklich zu und deutete auf den Wald hinter uns.
»Meine Herren, dann sollten wir uns endlich beeilen!«, mischte sich Nic in unser Gespräch ein.
Kaum hatte sie diesen Satz ausgesprochen, stützen mich beide mit ihren Schultern, damit wir schneller vorankommen würden. Nun brauchten wir nur noch eine große Portion Glück…

Nach ungefähr zehn Minuten hatten wir den Wald verlassen und liefen auf einer saftigen und grasgrünen Wiese auf eine Lichtung zu. Wir waren uns sicher, dass unsere Feinde die Flucht mittlerweile bemerkt hatten. Es war nun nur noch eine Frage von Minuten, bis sie uns vermutlich eingeholt hatten, sollten sie uns in die richtige Richtung gefolgt sein.
»Hier ist weit und breit kein Wagen zu sehen. Nicht mal ein Fahrrad würdest du hier in dieser öden Pampas finden«, kam ein bisschen Panik in mir auf.
»Nun werd nicht gleich sentimental, mein Lieber. Wir waren bereits schon in viel schlimmeren Situationen. Und diesmal fliegen uns noch nicht mal Kugeln um die Ohren«, versuchte Erril mich zu beruhigen.
»Seid mal ruhig, ihr zwei Waschlappen! Sieht ihr das da vorne, in der Nähe der Lichtung am Ende der Wiese? Dort steht… Nein, wirklich! Dort steht ein Wagen!«, unterbrach uns Nic mit freudiger Stimme.
Als wir genauer hinsahen, konnten wir unseren Augen nicht trauen. In der Nähe der hellen Lichtung stand wirklich ein unauffälliger Wagen. Mit neu gewonnener Kraft erhöhten wir unser Lauftempo und waren innerhalb weniger Minuten beim Wagen. Von der nLUF war noch immer keine Spur zu sehen.
»Das muss das Auto der nLUF sein. Wir haben die richtige Entscheidung getroffen!«, sagte Erril, der fast schon wieder glücklich wirkte.
»Freu dich mal nicht zu früh! Der Wagen ist abgeschlossen«, bremste Nic die gerade frisch aufkommende Euphorie.
Doch bevor sie überhaupt noch etwas sagen konnte, nahm Erril seine geklaute Magnum und schlug mit voller Wucht mehrmals auf die Fensterscheibe des Fahrers. Mit einem lauten und hellen Klang zerbärstete das Glas in lauter kleine Einzelteile. Ohne weitere kostbare Zeit zu verlieren, öffnete er schnell alle anderen Türen. Nic legte mich behutsam auf die Rückbank und stieg daraufhin auf der Beifahrerseite ein.
»Kannst du das Ding auch kurzschließen, Erril?«, fragte sie ihn mit überraschter Stimme.
»Das ist einer meiner verborgenen Talente, weißt du? Als kleiner Junge bin ich in einem üblen Stadtteil von London aufgewachsen. Bevor ich zur GoG kam und somit in die Unterwelt eintrat, begann ich meine Verbrecherkarriere als Autodieb. Das hast du wohl nicht gewusst, was Nic?«, erzählte er ihr stolz und angeberisch von seiner Kindheit.
»Ich dachte, du bist auf dem Land aufgewachsen und wurdest erst zum kaltblütigen Mafiosi, als du vor einigen Jahren nach London gezogen und zufälligerweise Teddy über den Weg gelaufen bist?«, fragte sie ihn leicht verdutzt.
»Eigentlich schon. Aber meine Geschichte klingt doch viel spannender, oder etwa nicht?«, musste er leicht Grinsen während er noch an den Drähten herumfummelte.
»Du Scherzkeks… Nun bring die Mühle endlich zum Laufen! Wir sind noch nicht außer Gefahr«, wollte sie ihm trotz der allmählich guten Stimmung auf die noch immer nicht ganz überstandene Gefahrensituation hinweisen.
»Typisch Erril…!«, seufzte ich laut keuchend vor mich hin.
Kaum war das Gespräch beendet, startete Erril endlich den Motor. Er hatte es geschafft das Auto kurz zu schließen. Zielstrebig drückte er das Gaspedal ganz durch und wir machten uns auf den Weg zurück in die Stadt…
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Re: Ein weiterer Tag ...

Beitragvon The Crowd am Do 26. Mär 2009, 13:50

Sehr guter Teil. Gefällt mir!
Wann geht es weiter? :-D
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Re: Ein weiterer Tag ...

Beitragvon mephrix am Mo 10. Aug 2009, 12:46

Lost - Teil 27
8. Tag

… Es war kurz vor acht Uhr als wir den Stadtrand von Englands Hauptstadt erreicht hatten. Wir hatten es geschafft und konnten endlich mal wieder aufatmen. Wir konnten uns aus den Klauen der nLUF in aller letzter Sekunde befreien und hatten ohne Zwischenfälle die Stadt erreicht. Doch es war nur eine Frage der Zeit, bis sie auf die Idee kommen würden, meinen Wagen vor der Hütte aufzubrechen und hier her zurück zu fahren. Aber bis dahin hatten wir hoffentlich genug Zeit, um im Stadtdschungel unterzutauchen.
»Wo fahren wir hin, Erril?«, wollte Nic wissen während sie so langsam wieder lächeln lernte nach diesem chaotischen Tag.
»Wir fahren nach Barnet und bringen doN zu einem Arzt. Er soll sich ihn mal ansehen. So wie er aussieht hat er nicht nur heute eine Menge durchmachen müssen. In dieser Zeit bring ich dich in ein sicheres Versteck oder in andere Unterkunft«, erklärte Erril seinen durchdachten Plan. »Der Doktor ist nur wenige Minuten von hier entfernt. Wir sind gleich da.«
»Mir geht’s gut… Mir geht’s gut«, keuchte ich auf dem Rücksitz liegend. »Macht euch um mich keine Sorgen!«
Nic drehte sich ungläubig um und sah zu mir hinter. An ihrem Blick konnte ich erkennen, dass sie mir diese Aussage nicht abgekauft hatte. Womit sie auch Recht hatte. Die letzten Tage verlangten meinem Körper einiges ab und es war bestimmt kein Fehler, wenn ein mafiavertrauter Arzt mich, soweit es möglich war, wieder zusammenflicken konnte.
»Da vorne müssen wir links abbiegen, dann müssten wir auch schon gleich dort sein«, verkündete Erril selbstsicher. Der Wagen bog in eine kleine Seitenstraße ein, die für eine typische englische Baukunst nicht passender hätte aussehen können. Die kompakten, kleinen Mehrfamilienhäuser reihten sich nebeneinander ein und bildeten somit eine lang gezogene und undurchdringliche Wand. Vor den Gebäuden war ein breiter Gehweg angelegt und alle paar Meter ragte eine große Laterne in den Himmel, die die finstere Nacht ein wenig erhellte.
An einem kleinen unscheinbaren Haus, das mit einer weißen Mauer und einem spärlich gehaltenen Vorgarten beglückt war, stoppte Erril den Wagen. Erschöpft und kraftlos hob ich meinen Kopf und sah nach draußen. Neben dem Türchen, hinter dem ein mit Steinplatten geschaffener Weg zum Haus führte, stand ein Schild mit der Aufschrift »Dr. N. Erben«. Den unteren der hölzernen Tafel konnte ich leider nicht sehen, ohne von der Rückbank aufstehen zu müssen.
»Da wären wir. Nic, du hilfst doN aus dem Wagen. Ich werde unserem Mediziner bescheid geben. Ich hoffe, dass er zu Hause ist!«, gab Erril die Anweisung an seine verflossene Liebhaberin weiter. Hastig öffnete er seine Tür und lief zum Gebäude hinüber. Währenddessen versuchte Nic mich aus dem Wagen zu zerren. Doch es schien als würde sie sich mit dieser Aufgabe schwer tun.
Ungeduldig drückte Erril mehrmals auf die Klingel, damit wir nicht allzu viel Zeit verlieren würden. Die nLUF konnte jederzeit hier auftauchen, obwohl es unwahrscheinlich war, dass sie den Arzt kannten, geschweige denn überhaupt auf die Idee kamen, uns in dieser Gegend zu suchen. Aber sobald doN versorgt war, wollte er den Wagen von der Straße in eine kleine Gasse oder wenigstens auf eine Auffahrt stellen, damit er nicht direkt zu sehen war. Die hereinbrechende Dunkelheit und das typisch schlechte Londoner-Wetter würden dafür sorgen, dass das Auto vor bösen Blicken verschont blieb und somit nur schwer zu entdecken war.
»Stell dich nicht so an!«, schnaufte Nic mich an. Sie hatte alle Hände voll zu tun, bis sie mich aus dem Fahrzeug geschleppt hatte.
»Laufen kann ich schon noch alleine, danke Nic!«, antwortete ich ihr ein bisschen vorlaut. Vorsichtig schwankte ich zum Hauseingang, an dem Erril noch immer stand und auf eine Reaktion wartete. Auf dem Weg bemerkte ich, dass es aufgehört hatte zu regnen. Nur noch einzelne Tropfen stürzten vom Himmel hinab und die Luft der anbrechenden Nacht war klar und rein. Für einen kurzen Moment hielt ich inne und blieb stehen. Es hatte den Anschein, als wäre die Welt für einen Bruchteil einer Sekunde in Ordnung gewesen, doch die Realität holte mich in Form von Schmerzen schnell wieder ein. Durch die Schläge auf meinen Kopf und in den Magen, hatte ich Schwierigkeiten, mein Gleichgewicht und die Orientierung zu behalten. Sofort kam Nic zu mir und stütze mich wieder ab.
Endlich öffnete sich die Tür und ein gefasster und sichtlich wenig überraschter, junger Mann begrüßte Erril. Als er zu uns hinüber sah, wusste er sofort, was los war und was er zu tun hatte. Eindringlich winkte er uns zu sich und sagte ein paar Sätze zu Erril, ehe er wieder nach drinnen verschwand. In einem flotten Tempo kam Erril uns entgegen und half Nic dabei, mich bei meinem Transport zum Haus zu stabilisieren. »Wir müssen uns beeilen! Der Doc meinte, wir sollen kein Aufsehen erregen. Seitdem der Krieg begonnen hat, war die Polizei schon öfters da und sie haben dauernd irgendwelche Fragen gestellt. Über uns. Über die Mafia.«
Als wir endlich im Haus angelangt sind, wusste Erril bereits, wo er mich hinbringen musste. Er forderte Nic auf, das Türchen zum Vorgarten und die Hauspforte zu schließen, um keinen unnötigen Verdacht aufkommen zu lassen. Es grenzte beinahe schon an einen Scherz, doch er wollte unbedingt auf Nummer sicher gehen.
Wir kamen in dem kleinen privaten Behandlungszimmer an und Erril legte mich vorsichtig auf eine Couch. Der Raum war spärlich eingerichtet und es sah mehr nach einem Arbeitszimmer aus, um Bürokram zu erledigen, wofür es vermutlich auch gedacht war. Die Couch war ganz an die Wand gestellt, gegenüber war ein Schreibtisch auf dem ein schwarzes Notebook stand. Dahinter war ein großes Regal mit diversen Büchern, Ordnern und Mappen. Über dem Sofa, auf dem ich lag, war ein breites und allem Anschein nach eines mit Ölfarben gemaltes Gemälde, auf dem eine künstlerisch dargestellte Demonstration oder ein Streik zu sehen war.
Nachdem Nic ebenfalls zu uns gestoßen war, wollte sie den Arzt begrüßen, doch er war viel zu sehr damit beschäftigt, sich auf seine bevorstehende Arbeit vorzubereiten. Mit einem unsicheren Gesichtsausdruck kam sie zu uns hinüber und fragte Erril:»Was ist das für ein Typ?«
»Das ist Narakus Erben, ein alter Bekannter aus meiner Schulzeit. Ein zuverlässiger Mediziner und schon seit langer Zeit einer unser Mafiaärzte. Außerdem ist er ein Freund von mir. Lass dich von seinem jungen Alter, der Brille und den zerzausten schwarzen Haaren nicht täuschen. Er weiß was er tut. Wir konnten uns schon immer auf ihn verlassen«, erklärte Erril ihr voller Stolz.
Auch ich hatte in der Vergangenheit schon mal mit Naraku zu tun gehabt und somit war er mir kein Fremder. Ich hatte vollstes Vertrauen in ihn und seine Fähigkeiten. Bei unserer ersten Begegnung bin ich auch, genau so wie Nic gerade, zu Erril gegangen und hab ihn gefragt, wer dieser Quacksalber war. Er erzählte mir, dass er ein nettes, vertrauenswürdiges Wesen hatte. Aber vor allem zeichnete er sich durch seine Konzentration und seinen Ehrgeiz aus. Er machte keine halben Sachen und versuchte bei allem, was er tat, das Risiko so gering wie möglich zu halten. Auch früher schon in der Schulzeit, erzählte mir Erril damals schmunzelnd. Trotz seiner Reaktion hatte ich den Eindruck als wäre er genau auf diese Eigenschaften auch ein bisschen eifersüchtig gewesen. Bloß das hätte er niemals zugegeben. Wenn auch viel in unserem Doc steckte, so hatte er auch die Angewohnheit, vieles in Frage zu stellen oder gar dagegen zu kämpfen. Erril hatte mir erzählt, dass Naraku in seiner Jugend an vielen Demonstrationen teilgenommen hatte. Eine Eigenschaft, die nicht zu den restlichen passte, aber wohl einen gewissen charakterlichen Kontrast darstellte.
Die Couch, auf der ich lag, war ziemlich bequem und ich wäre am liebsten eingeschlafen. Doch wir mussten nach wie vor auf der Hut vor der nLUF sein. Es war zwar unvorstellbar, dass wir unserem Feind hier begegnen würden, doch wir mussten auf alle Eventualitäten vorbereitet sein.
Nachdem ich so langsam merkte, wie gut mir die Ruhe tat, kam Naraku mit einigen Sachen zu mir hinüber. Er verlor keine Zeit und machte seine üblichen Routineuntersuchungen. Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken lies ich alles über mich ergehen und war froh, einfach mal ein bisschen durchatmen zu können.
Inzwischen gingen Erril und Nic ein Stückchen zur Seite, damit unser Arzt ungehindert arbeiten konnte. Als ich zu beiden hinüber sah, konnte ich erkennen, dass sie sich über irgendetwas unterhalten hatten. Ihren Gesichtern zu urteilen, schienen beide ausnahmsweise mal auf einer Wellenlänge zu sein.
»doN? Hör zu! Ich werde Nic in ein Hotel in der Nähe von unserer Zentrale bringen, damit sie sich ein wenig von den Strapazen von heute erholen kann«, erklärte Erril mir sein weiteres Vorgehen.
»Wieso bringst du sie nicht in eines unserer Verstecke?«, fragte ich ihn etwas verwirrt.
»Unsere Verstecke sind nicht mehr sicher. Wir müssen damit rechnen, dass die nLUF uns nun noch intensiver jagen wird. Wir haben Rushers und seine Leute durch unsere Flucht ziemlich bloß gestellt. Er hatte uns in seiner Gewalt und hatte es nicht fertig gebracht, uns umzulegen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er darüber erfreut ist. Deshalb können wir Nic nicht in einem Versteck unterbringen. Sie wäre dort auf sich allein gestellt und dieser Gefahr möchte ich sie nicht aussetzen. Du doch auch nicht, oder doN?«, versuchte er mir seine Gedanken zu erläutern. Als ich zu ihr hinüber sah, konnte ich aus ihrem Blick lesen wie aus einem Buch. Sie teilte Errils Ansichten und ein anonymes Hotelzimmer war ihr hundertmal lieber als in einer stinkenden und kleinen Wohnbaracke darauf zu warten, dass die nLUF wohlmöglich auftauchen könnte.
»Natürlich nicht, Erril. Du hast Recht. Das ist wirklich eine gute Idee!«, fügte ich einsichtig hinzu.
»Also gut, dann werde ich Nic schnell in ein Hotel bringen und dann komme ich dich abholen, in Ordnung? Naraku, wie lange wirst du brauchen, um doN wieder auf die Beine zu bringen«, wollte sich Erril im Voraus erkundigen.
»Hmm…zwanzig Minuten, dann bin ich fertig«, murmelte Naraku vertieft in seine Arbeit.
Erril nickte und die beiden gingen zum Wagen.

Beim Wagen angekommen, dachte er erneut darüber nach, dass sie den Wagen der nLUF so schnell wie möglich loswerden sollten. Vielleicht hatten diese Ganoven ihre Mafiawagen mit einem Peilsender oder etwas ähnlichem ausgestattet und könnten möglicherweise den genauen Standort des Automobils entdecken. Für einen kurzen Augenblick spielte er mit dem Gedanken, ein anderes Fahrzeug zu stehlen. Doch das würde nur noch mehr aufsehen erregen. Er musste die Schüssel irgendwie loswerden, doch zunächst galt es, Nic in ein sicheres Hotel zu bringen. Danach würde er sich um den Wagen kümmern.
Er startete den Motor und die beiden fuhren los. In ungefähr fünfzehn Minuten, so schätze Erril, würden sie im Stadtteil Hillingdon ankommen und er würde Nic in der Nähe von der Zentrale in ein Hotel bringen. Er spielte kurz mit dem Gedanken, zur Zentrale zu gehen und den anderen zu zeigen, dass er wirklich wohlauf war, wie er es bereits verkündet hatte. Doch er nahm sich vor, zuerst mich wieder einzusammeln und dann zum Hauptquartier zu gehen.
Gegen Zwanziguhr achtunddreißig kamen sie in Hillingdon an und hielten nach einem gemütlichen Hotel Ausschau. Unser Hauptquartier lag nur wenige Minuten von ihrer Position entfernt.
Nach einer geeigneten Unterkunft für unsere feurige Begleiterin suchend, kamen die beiden in ein Gespräch:
»Sag mal, Nic. Wie hast du doN heute überhaupt kennengelernt?«, fragte Erril neugierig und sah dabei kurz zu seiner ehemaligen Bettgespielin hinüber.
»Er stand heute morgen urplötzlich vor meiner Tür und hat sich als ein Geschäftsmann ausgegeben und kam unter dem Vorwand zu telefonieren, in mein Haus hinein, da er wohl auf der Suche nach dir war«, erzählte sie die Geschichte in einem für Frauen typischen Unterton.
»Du lässt also fremde Typen einfach so in dein Haus hinein, Nic?«, ziehte Erril sie ein bisschen auf und er konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen.
»Er war freundlich und sah irgendwie auch ein bisschen süß aus als er mich um Hilfe bat«, schwelgte sie kurz in Gedanken und wurde sogar ein bisschen rot im Gesicht.
»Ah ja. Dann habe ich da noch eine andere Frage: Wie bist du zur Hütte gekommen? Ohne dich wären wir jetzt wohl tot«, versuchte Erril seinen Dank, dass wir überlebt hatten, zum Ausdruck zu bringen.
»Das war ganz einfach! Ich wusste ja, dass doN zur Hütte wollte. Er setzte mich am Flughafen ab, besorgte mir einen Flug und begleitete mich sogar bis zum Flugsteig. Danach haben wir uns voneinander verabschiedet. Leider hatte er mich ein wenig unterschätzt und nicht gewartet, bis das Flugzeug abhob. So hab die Maschine ohne mich ab und ich habe mir postwendend ein Taxi gerufen, dass mich zur Hütte bringen sollte. Den Rest der Story kennst du ja, Erril.«
Als Antwort für ihr cleveres Vorgehen hob er unbeeindruckt eine Augenbraue und grinste schon wieder. Mit einem lauten seufzen und einem spanischen Ausdruck, den sie leise vor sich hin murmelte, quittierte sie seine Reaktion. Gerade als Erril etwas erwidern wollte, sah er auch schon ein Hotel und deutete darauf. Nic betrachtete das beschauliche Gebäude und nickte zustimmend. Somit hatten sie eine passende Unterkunft gefunden …
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Re: Ein weiterer Tag ...

Beitragvon ClownGang am Di 11. Aug 2009, 10:47

guter Teil :D
wäre mal schön wenn der Abstand zwischen den Teilen nicht so groß wäre.
ClownGang
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Re: Ein weiterer Tag ...

Beitragvon mephrix am Fr 2. Okt 2009, 22:31

Lost - Teil 27
8. Tag

… Einige Minuten später, gegen Einundzwanziguhr, schloss Erril mit dem Hotelschlüssel, den er von der Rezeption bekommen hatte, die Zimmertür auf. In unmittelbarer Nähe stand Nic hinter ihm und sie war gespannt, in was für einem Zimmer sie die Nacht verbringen würde. Erril hatte ihr im Aufzug zuvor nochmal erklärt, dass er es nicht voraus sagen konnte, wie lange sie sich mit diesen Umständen arrangieren musste. Er konnte schließlich auch nicht ahnen, wie lange dieser Krieg noch gehen würde. Nic war sich dieser Tatsache durchaus bewusst, aber mit dem Geld, dass sie von uns bekommen hatte, konnte sie eine ganze Weile ohne fremde Hilfe auskommen.
»Nic? Da wäre noch eine Sache. Sollte der schlimmste aller Fälle eintreten und die nLUF geht siegreich aus diesem Krieg hervor, dann wirst du unverzüglich in den nächsten Flieger steigen und von hier verschwinden, hast du verstanden?«
»Natürlich, Erril. Ich bin ja nicht blöd!«, erwiderte sie in einem zickigen Unterton. Erril wusste, dass Nic es nicht gern hatte, wenn man sie unterschätzte und atmete deshalb einmal tief durch.
»Eigentlich hätten wir dich jetzt schon in einen Flieger stecken sollen, aber wenn es doN heute Abend schon nicht geschafft hat, dann werd ich wohl auch keine große Chance haben, oder?«, fragte er sie vorsichtig.
»Solange ihr im Krieg seid und ich euch in irgendeiner Weise unterstützen kann, wird mich nichts und niemand aus dieser Stadt bringen«, rieb sie ihm ihre Antwort unter die Nase und beendete somit die Diskussion.
»Solche Stimmungsschwankungen sind beängstigend… Frauen!«, dachte sich Erril nur und rieb sich dabei leicht frustriert mit den Fingern in seinen Augen und zog dabei seine Augenbrauen nach oben. Zu seinem Glück hatte Nic diese Geste nicht bemerkt, da sie sich in dem geräumigen Doppelzimmer umsah.
Die Einrichtung des Raumes machte einen modernen Eindruck. Im linken Bereich das Badezimmer mit Dusche, Badewanne und Toilette. Geradeaus weiter kam auch schon das bequeme Bett, auf dem zwei weiße Kissen und eine weiße Decke mit bunten Mustern lagen. Neben dem großen Bett stand auf beiden Seiten jeweils ein Nachttisch und auf der linken Seite war ein weißer Kleiderschrank mitsamt ein paar Schubläden am unteren Ende. Etwas abseits der Schlagmöglichkeit standen noch zwei kleine Sessel und ein Tisch, die farblich zum Rest des Raumes passten. Zu guter letzt befand sich dahinter noch eine Schiebetür, die das Zimmer und den Balkon voneinander trennte.
Während Erril sich umsah, beobachtete er die Frau, die er vielleicht einmal geheiratet hätte und es schien, als würde ihr das Zimmer zumindest gefallen. Wenn die Beziehung der beiden vor langer Zeit nicht in die Brüche gegangen wäre oder wenn sie niemals etwas miteinander gehabt hätten, dann hätte Erril die Situation ausnutzen können. Doch dann kamen ihm sofort wieder die ganzen schlechten Erinnerungen von dem einstigen Liebesverhältnis in den Sinn und somit hatte sich seine kleine Fantasie schneller verflüchtigt als die Sonne in London.
»Hast du eigentlich keine Sachen mitgenommen?«, fragte er sie verdutzt.
»Nein, Erril, meine ganzen Klamotten sind noch immer in meinem Haus, welches ja, dank der GoG, nLUF und der Polizei nun nicht mehr bewohnbar ist«, sah sie ihn mit einem bösen Blick an.
»Oh… Ja, richtig!«, waren die einzigen Worte, die Erril raus bringen konnte, ohne zu riskieren, dass er seine Begleiterin noch mehr verärgern würde. Um aus dem Fettnäpfchen, in das er gerade getreten war, wieder galant herauszukommen, lobte er die Sauberkeit und den Komfort, dass vor allem das Badezimmer zu bieten hatte. Ohne Umschweife warf Nic nochmal einen gründlichen Blick in selbiges Zimmer. Ihrem Lächeln zu Folge hatte er nicht übertrieben und somit war sein kleiner Ausrutscher schnell wieder vergessen.
»Erril? Ich werd mich kurz frisch machen und bin gleich wieder da«, sagte sie zu ihm und ging schnurstracks ins Bad und schloss die Tür hinter sich ab.
Mit einem leeren und leicht verwirrten Blick starrte er für einen kurzen Augenblick die Badezimmertür an und schüttelte ungläubig den Kopf. Er fand sich mit dem Gedanken, dass er Frauen wohl niemals richtig verstehen würde, ab. Vor allem hatte dieses Exemplar des schönen Geschlechts ihm schon viele Nerven gekostet. Über die vermutlich einzelnen grauen Haare, die ihm seine ehemalige verführerische Partnerin beschert hatte, wollte er gar nicht erst nachdenken.
Nachdem Erril für einen Augenblick kurz abgelenkt war, konnte er sich wieder fassen und auf das wesentliche konzentrieren. Er nahm sein Handy aus der Tasche und versuchte mich zu erreichen …

… Nic war gerade dabei sich ein wenig frisch zu machen. Dieser ereignisreiche Tag hatte sie nicht nur seelisch durcheinander gewürfelt, sondern hinterließ auch ein paar Spuren an ihrem zauberhaften Körper. Sie fühlte sich ausgelaugt und erschöpft, doch sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Trotz allem konnte sie sich, als sie einen Blick in den Spiegel warf, ein kleines Lächeln abgewinnen. Auch wenn dieser Tag nicht zu den besten ihres noch relativ jungen Lebens gehörte, so wusste sie, dass sie heute etwas Gutes getan hatte und auf sich stolz sein konnte.
Mit ihren zarten Händen öffnete sie den Wasserhahn und begann sich ein wenig frisch zu machen während sie plötzlich ein paar Wortlaute von draußen wahrnahm. Neugierig stellte sie den Hahn ab und ging wie ein kleines Kätzchen auf die Pirsch. Sie lehnte sich mit den Armen an die massiv wirkende und aus einem Hartholz gefertigte Tür und hielt ihr Ohr dagegen, um das Gespräch zu belauschen. Mit den kargen Wortfetzen, die sie gerade noch so verstehen konnte, vermutete sie, dass ihr Ex-Geliebter mit doN telefonierte. Gerade als sie sich wieder ihrer Schönheitspflege widmen wollte, bemerkte sie, wie Erril aufgelegt hatte und wenige Sekunden später auch schon ein zweites Gespräch führte. Sie verstand auch diesmal nur ein paar unverständliche Wortbrocken, doch sie bemerkte schnell, dass es kein erfreuliches Telefonat sein konnte. Errils Stimme wurde zunehmend hektischer und schneller.
Nic fragte sich, mit wem Erril telefonierte, doch andererseits ging sie das auch nichts an. Sie kämpfte mit ihrem Gewissen, ob sie weiter an der Tür lauschen sollte oder nicht. Das erregende und verlockende Gefühl, etwas Verbotenes oder Heimliches zu tun, hielt sie davon ab, ihren Kopf von der Tür zu nehmen. Sie vermutete, dass nur eine Frau am anderen Ende der Leitung dran sein konnte, die sein Gemüt so erhitzte. Von ihrer verflossenen Partnerschaft mit ihm wusste Nic, dass Erril eine beliebte und gern gesehene Persönlichkeit war, der aber auch gerne mal mit seinen unzähligen Frauengeschichten prallte. Von seiner wahren Berufung als gesetzeswidriger Mafiosi wussten aber nur die wenigsten Leute bescheid, was in diesem Geschäft bestimmt nicht verkehrt war. Doch Nic war davon überzeugt, dass ein Großteil seiner Playboy-Stories bestimmt nur erfunden und ausgedacht waren. Zumindest hatte sie ihn immer so eingeschätzt.
Nach einer gefühlten Minute war das unerfreuliche Gespräch auch schon wieder beendet. Nic konnte Erril noch leicht fluchen hören. Nun war sie sich sicher, dass es sich fast nur um ein weibliches Wesen handeln konnte. Mit einem fiesen und schadenfreudigen Grinsen lehnte sie sich wieder zurück und ging in Richtung Waschbecken, um sich fertig zu machen. Gewandt öffnete sie mit ihren weichen Fingern die Knöpfe ihrer gestreiften, weißen Bluse und arbeitete sich langsam nach unten durch …

… Verärgert und genervt steckte Erril sein Mobiltelefon in seine Hosentasche und hätte es am Liebsten gegen die Wand geworfen. Er wusste, dass nicht alles so gelaufen war, wie er es sich erhofft hatte, doch er wollte trotzdem weitermachen wie bisher.
Es muss kurz nach Einundzwanziguhr gewesen sein als er darauf wartete, dass seine Begleiterin endlich aus dem Bad kommen würde. Er musste noch den Wagen der nLUF loswerden, aber bevor er das tun konnte, wollte er Nic noch etwas geben, damit er sie beruhigt alleine lassen konnte.
Als er auf das Display seines Handy sah, war es auf die Minute genau zehn nach und gerade als er an die Tür klopfen und Nic fragen wollte, wie lange sie noch brauchen würde, hörte er auch schon, wie sich das Schloss öffnete. Frisch wie der junge Morgen kam die mexikanische Señorita aus dem Zimmer hinaus und wirkte zufrieden.
»Da bist du ja endlich!«, begrüßte er sie ungeduldig und deutete ihr mit einer Handgeste an, dass Nic zu ihm kommen sollte. Ohne Umschweife ging sie zu Erril hinüber und war neugierig, was er zu sagen hatte.
»Nur weil du vielleicht keinen Wert auf Hygiene legst, kannst du das nicht auch von anderen erwarten«, antwortete sie ihm gewohnt bissig. Laut schnaufend quittierte er wortlos ihren Kommentar.
»Hör mir zu, Nic! Ich hab hier etwas für dich«, deutete er mit einer Handbewegung in sein Jackett an und holte eine »Glock 17« hinaus.
Mit einem ernsten Gesichtsausdruck sah er sie an und fügte hinzu: »Ich will, dass du die hier bei dir trägst falls du unerwartet Besuch bekommen solltest. Du solltest hier eigentlich sicher sein, aber ich möchte dich trotz allem für den Schlimmsten aller Fälle vorbereiten. Weißt du, wie man damit umgeht, Nic?«, fragte er sie gezielt.
»Als ich noch in Mexiko City war damals, hab ich mal eine Waffe abgefeuert, aber wie du ja weißt ist das schon eine Ewigkeit her«, antwortete Nic ihm stirnrunzelnd.
»Na gut, dann bekommst du von mir eine kurze Einweisung. Ganz wichtig: Lass die Waffe immer gesichert, wenn du sie nicht benutzen musst. Die Sicherung findest du hier an der Seite. Außerdem richte sie niemals auf Leute, die du nicht töten möchtest. Hast du das soweit verstanden?«, fragte er sie vorsichtshalber. Nic bestätigte seine Frage kopfnickend.
»Gut. Du solltest noch etwas zum Umgang mit der Waffe wissen. Halte sie immer von deinem Körper weg und lass deine Arme immer ausgestreckt und angespannt, um den Rückstoß auszugleichen. Und Nic, ziele immer nur dahin, wohin du auch ohne Einschränkungen sehen und deinen Körper hindrehen kannst. Das ist besonders wichtig!«, erklärte ihr Erril kurz die wichtigsten Grundregeln.
»In Ordnung. Ich hoffe, dass es nicht soweit kommen muss, aber danke, Erril!«, sah sie ihn mit gemischten Gefühlen an.
»Alles klar. Dann werde ich mich jetzt um den Wagen der nLUF kümmern und ihn verschwinden lassen. Danach werde ich doN abholen und wir fahren erstmal zur Zentrale zurück. Wenn irgendwas ist, dann melde dich bei uns, hast du gehört, Nic?«
»Natürlich, Erril«, versicherte sie ihm.
Zustimmend und beruhigt nickte er ihr zu und öffnete vorsichtig die Zimmertür. Mit einem letzten Blick, der er ihr zuwarf, verabschiedeten sie sich voneinander und Erril ging hinunter in Richtung Rezeption. Auf dem Weg dorthin musste er immer und immer wieder an diesen letzten verdammten Anruf denken und daran, wie recht die Person am anderen Ende der Leitung hatte. Wenn er nicht besser aufpassen würde, dann würde der Plan früher oder später zum Scheitern verurteilt sein …



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Und ja, ich versuch Besserung zu geloben für die zeitlichen Abstände, in denen die Teile erscheinen :)
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Re: Ein weiterer Tag ...

Beitragvon mephrix am Mi 4. Nov 2009, 22:47

Lost - Teil 28
8. Tag

… Wie ein Schwergewichtsboxer nach einem Zwölf-Runden-Kampf lag ich erschöpft und verletzt auf dem harten Boden der Realität. Naraku war gerade fertig mit seinen Untersuchungen und kramte in einem kleinen Schränkchen nach irgendwelchen Arznei- und Schmerzmitteln, die er mir für die nächsten Tage wärmstens empfahl einzunehmen. Laut seiner ärztlichen Einschätzung war ich beinahe am Ende meiner Kräfte angekommen und somit wäre es bestimmt kein Fehler, wenn ich auf ein paar pharmazeutische Hilfsmittel zurückgreifen würde, zumindest für ein paar Tage.
Nun musste ich nur noch auf Erril warten, der mich abholen wollte, sobald er den Wagen der nLUF entsorgt hatte. Außerdem teilte er mir in seinem Anruf vor ein paar Minuten mit, dass er Nic sicher ins Hotel gebracht hatte. In seiner gewohnt zynischen und leicht sarkastischen Art prahlte er, vermutlich mit einem kleinen Grinsen auf den Lippen, dass er sich an Nic erfolgreich rangemacht hätte. Doch ich kannte ihn lange genug, um auf seine Spielchen nicht reinzufallen und hatte seinen »Scherz« sofort durchschaut.
Während ich auf Errils Rückkehr wartete, gab mir Naraku noch ein paar gut gemeinte Ratschläge für die nächsten Tage, damit ich schnell wieder zu Kräften und somit zur gewohnten Stärke zurückkam. Allein diese paar Minuten kamen mir wie ein kurzer erholsamer Urlaub vor …

… Als Erril draußen ankam, brach so langsam die Nacht und die damit verbundene Dunkelheit an. Das Wetter hatte sich, wie nicht anders zu erwarten war, nicht merklich verbessert. Der Regen prasselte immer noch auf die Straßen hinab. Der aufkommende Wind, der die vom Himmel hinunterfallenden Regentropfen zusätzlich unterstützte, erschwerte unserem Möchtegern Casanova die Sicht auf die Umgebung des Hotels. Auch er musste sichergehen, dass ihm niemand folgen würde.
Erril versicherte sich, dass die Luft rein war und ging unauffällig zum Auto, das wir von der nLUF gestohlen hatten, hinüber. Auf dem Weg machte er sich fieberhaft Gedanken, wie er den Wagen am Besten loswerden sollte. Mehrere Ideen schossen ihm direkt in den Kopf, doch es war ein gewisses Fingerspitzengefühl gefragt für welche Lösung er sich entscheiden sollte. Denn den Wagen einfach mit Benzin oder einer anderen leicht entzündlichen Flüssigkeit zu übergießen und ihn dann anzuzünden, war die einfachste und vermutlich sauberste Idee, eventuelle Beweismittel zu vernichten. Immerhin waren auch seine Fingerabdrücke oder andere Körperpartikel in dem Wagen zu finden. Doch ein brennendes Auto würde zuviel Aufsehen erregen, vermutete er nach gründlicher Überlegung. Genau so war ein Versenken in der Themse oder eines anderen umliegenden Flusses keine allzu gute Idee, da der Wagen früher oder später bestimmt gefunden werden würde. Somit war nur noch eine Variante übrig, die ihm spontan einfiel.
Er setze sich in den Wagen und fuhr in das ungefähr zehn Minuten entfernte Hounslow. Dort wollte er das Gefährt in einer dunklen Gasse abstellen, damit Glayer heute Nacht den Wagen zu dem ansässigen Schrottplatz mit dem nicht ganz unpassenden Namen »Goldarrow Metals« fahren und dann anschließend verstecken konnte. Eigentlich hätte Erril diese Aufgabe auch sofort selbst erledigen können, doch er wollte Glayer, dem Mafia-Neuling, mit dieser nicht allzu schwierigen Aufgabe ein paar Pluspunkte verschaffen, damit er vor Dream und den anderen einen guten Eindruck machen konnte. Er erinnerte sich noch selbst daran als er vor einigen Jahren in die Welt der Gangster und Ganoven eintauchte. Damals gehörten solche Aufgaben zu seinem Verbrecheralltag und waren ein ideales Mittel, um in der Gangster-Hierarchie schnell aufsteigen zu können.
Auf der Fahrt in den südlich gelegenen Stadtbezirk rief er Glayer von seinem Handy aus an und erklärte ihm kurz seinen spontan geschmiedeten Plan. Sie vereinbarten, dass er in der bereits begonnenen Nacht, nach der Besprechung unserer Operation für den nächsten Tag, die gegen 0 Uhr in unserer Zentrale angesetzt war, zu der Gasse fahren und in den Wagen der nLUF umsteigen sollte. Anschließend müsste er die Schüssel nur noch zum Schrottplatz fahren, ein bisschen demolieren und dann wieder von dort verschwinden. Die Überreste würden mit etwas Glück in einer Schrottpresse verschwinden.
Den Schlüssel für den PKW und der genaue Aufenthaltsort desselbigen würde er später in der Zentrale von Erril erfahren. Mit freudiger Stimme nahm Glayer diese Bewährungsprobe, die in wenigen Stunden bereits vor ihm stehen würde, an. Schulterklopfend und sich selbst lobend beendete er das Telefonat.
Gegen Einundzwanziguhr zweiunddreißig kam Erril in Hounslow an und verlor keine Zeit mit der Suche nach einem geeigneten Zwischenversteck für seinen gestohlenen, fahrbaren Untersatz. Während er sich umsah, dachte er noch mal über das Risiko eines Peilsenders nach, der sich vielleicht irgendwo unter oder in dem Wagen befinden konnte. Aber andererseits hätte so eine raffinierte Technologie doch bestimmt schon längst die nLUF auf den Plan gerufen. Vermutlich hätten die feindlichen Gangster dann nach unserer Flucht sofort die Verfolgung aufgenommen und uns entweder beim Arzt oder spätestens im Hotel schnappen können. Also verwarf Erril diesen Gedanken ohne Umschweife wieder und konnte nicht widerstehen sich ein zweites Mal mit Lobpreisungen zu überschütten.
Ein paar Straßen weiter fand er schließlich ein ruhiges und scheinbar verlassenes Plätzchen zwischen zwei alten Gebäuden. Die beiden Bauwerke, die mehrere Stockwerke in den Himmel ragten, boten in der Nacht genügend Dunkelheit und Schatten, um den Wagen vor neugierigen Augen zu schützen. Erril fuhr vorsichtig in die Häuserschlucht hinein und stellte den Motor ab. Nachdem er die Scheinwerfer ausgemacht hatte, stieg er aus. Weit und Breit war nichts Auffälliges zu entdecken. Nur eine Straße weiter stand eine Gruppe von Jugendlichen, die keinen allzu freundlichen Eindruck machten. Doch deswegen musste sich Erril keine Sorgen machen.
Leicht erhobenen Hauptes ging er den beinahe menschenleeren Bürgersteig entlang und hielt nach einem passenden Objekt Ausschau, um wieder von hier verschwinden zu können. Als er ein in Einsamkeit gehülltes Auto auf einem Parkplatz sah, machte er sich auf den Weg, um den nächsten Schritt seines durchdachten Planes in die Tat umzusetzen …

… Eine gute halbe Stunde später saß ich immer noch auf der Couch von Naraku und trank eine heiße Tasse Tee, die er mir freundlicherweise angeboten hatte. Dieses heiße Aufgussgetränk, das so sehr zu England passte, wie Bier oder Sauerkraut zu Deutschland, war wohl einer der typischen und oft mit vorurteilen belastenden Merkmale des englischen Lebensstils, dessen Genuss seinen »Höhepunkt« an der so genannten »Boston Tea Party« hatte, bei der Unmengen von Teeladungen in das Hafenbecken der nordamerikanischen Stadt Boston geworfen wurden. Dieses historische Ereignis ging als Zeichen des Widerstandes gegen die britische Kolonialpolitik im Jahre 1773 in die amerikanische und bestimmt auch in die englische Geschichte ein.
Naraku erzählte mir, während ich immer noch auf Erril wartete, wie er die Zutaten für seine Mischung, bestehend aus Blättern, Knospen, Blüten und Stängel der Teepflanze und noch ein paar anderen Gewächsen, selbst herstellte. Da ich, für einen Gangster wohl eher untypisch, auch zu Hause gerne mal ein Tässchen davon trank, verfolgte ich Narakus Ausführungen mit gewissem Interesse.
Kaum hatten wir unser kurzweiliges Gespräch beendet, hörte ich auch schon, wie jemand zur Haustüre hinein kam. Ein paar Sekunden später trat Erril mit einem stolzen Lächeln über seinem Gesicht ins Zimmer.
»Seid ihr zwei Turteltäubchen endlich fertig?«, fragte er uns in seiner unverkennbar netten Art.
Ohne ihm eine Antwort zu geben erhebte ich mich langsam von der bequemen Couch. »Wir sind soweit. Naraku hat gute Arbeit gemacht. Ich merk sogar schon wie meine Kräfte langsam zurückkommen. Diese Schmerzmittel sind Gold wert!«, musste ich unseren Arzt loben.
»Wie ich dir bereits gesagt hab, doN. Diese Schmerzstiller sind nur eine Notlösung. Es wäre nicht verkehrt, wenn du dir eine längere Zeit Ruhe gönnen würdest. Und das mein ich nicht nur so, ich sehe es als meine Pflicht als Arzt an, dir diese Ruhe zu verordnen. Auch ein weiterer Besuch bei mir wäre bestimmt kein Fehler, damit ich dich noch genauer untersuchen kann, weil dein Körper musste in den letzten Tagen bestimmt viel durchmachen«, sagte Naraku in einem scharfen Ton. »Gebrochen ist zum Glück nichts. Nur einige Hämatome, die beinahe deinen ganzen Körper verzieren und deine angeschwollene Nase, vermutlich eine Prellung. Wie gesagt, zur genauen Untersuchung sollten wir uns noch einmal sehen.«
»Sobald das Ganze hier vorbei ist, werde ich noch mal vorbei kommen, Doc, versprochen!«, versicherte ich ihm.
»doN? Wir sollten solangsam los und uns mal in der Zentrale melden!«, übte Erril Druck auf mich aus. Noch ehe er diesen Satz ausgesprochen hatte, bedankte ich mich bei unserem vertrauenswürdigen und loyalen Mediziner, steckte ihm etwas Geld zu und dann gingen wir auch schon hinaus zum Wagen.
»Was zum Geier ist denn das da?«, fragte ich Erril mit großen Augen als ich unser »neues« Auto sah.
»Das hier ist ein Mercedes Benz SLK 230 mit Kompressor, wenn ich mich nicht irre!«, erklärte mir er mir stolz und mit einem Hauch von Genugtuung.
»Ein unauffälligeres Auto wie diesen schwarzen Schlitten hast du uns nicht klauen können? Damit fallen wir auch ganz bestimmt nicht auf!«, schlug ich zur Abwechslung mit seinen eigenen Waffen zurück.
»Dieser Zweisitzer mit seinen knapp 200 Pferdestärken ist doch ganz in Ordnung für unsere Verhältnisse, oder etwa nicht, doN?«, fragte er mich provokativ. »Wir sind zu zweit, da drin haben ebenfalls zwei Personen Platz und wir kommen schnell von A nach B. Wo liegt dein Problem?«
»… und wir kommen genau schnell in den Knast… Nun gut, vergiss es. Lass uns endlich zur Zentrale fahren«, schlug ich ihm vor.
Es musste ungefähr viertel nach zehn gewesen sein als wir in den Wagen gestiegen sind und uns auf den Weg zur Zentrale machten. Während wir uns durch den Verkehrsdschungel in Richtung Zentrale durchkämpften, begannen Erril und ich erneut ein Gespräch. Aber diese Unterhaltung fiel ausnahmsweise in die Spalte der ernsthaften Konversationen.
»Erril? Da wir uns jetzt ein paar Minuten ungestört unterhalten können: Wie hast du eigentlich unseren fehlgeschlagenen Bombenanschlag auf das alte nLUF-Hauptquartier überlebt? Innerhalb von ein paar Minuten stand die ganze Etage in Flammen, von der Explosion selbst mal abgesehen«, fragte ich ihn neugierig.
»Das war so einfach wie einem Kleinkind den Lutscher zu klauen. Na ja, zumindest fast. Denn es war so: Ich konnte den Überraschungsmoment der Explosion nutzen und die nLUF-Gangster überwältigen und mich somit befreien«, erklärte er mir in kurzen Sätzen, den Blick immer auf den Verkehr gerichtet.
»Glück gehabt! Aber wieso hast du nicht versucht mich zu retten?«, fragte ich ihn herausfordernd.
»Ganz einfach, doN. Der Koffer befand sich in demselben Raum wie du. Ich bin davon ausgegangen, dass du die Explosion niemals hättest überleben können. Wie hast du es eigentlich rausgeschafft?«, stellte er mir eine berechtigte Gegenfrage.
»Ein »menschliches Schutzschild« hat mich gerettet, ansonsten würde ich jetzt nicht hier sitzen«, sah ich leicht betrübt aus dem Fenster und atmete tief ein. »Somit ist auch dieses Geheimnis gelüftet. Vermutlich hast du anschließend versucht, ein Weg aus dem Gebäude zu finden, nehm ich an. Was mir aber nach wie vor nicht in den Schädel reingeht seit diesem Abend, ist die Frage, wieso sich der Sprengsatz auf einmal aktiviert hat und dann in die Luft geflogen ist. Als hätte jemand auf den Knopf gedrückt«, erläuterte ich Erril meine Gedanken zu dieser seltsamen Situation.
»Das ist wirklich merkwürdig, doN. Aber vielleicht lag es an der Zündvorrichtung. Ich bin sehr preiswert an die Zünder rangekommen und ich vermute, dass es sich um billige Anfertigungen gehandelt hat. Eine Zumutung und Schande, dass so etwas an ehrenwerte Gangster verkauft wird«, räumte Erril seine Vermutung ein.
»Möglicherweise hast du Recht, Erril. Wie dem auch sei, es ging ja noch einmal alles gut!«, sagte ich zu ihm in einem ruhigen Unterton.
»Oh ja, es ging noch mal alles gut, doN. Das kannst du laut sagen«, betonte er besonders den letzten Satz und nickte zu mir hinüber.
Kaum war unser Gespräch beendet, erreichten wir endlich den Stadtbezirk Hillingdon und waren somit nicht mehr weit von unserer Zentrale entfernt. Die GoG stand kurz davor wieder vereint zu sein und die verloren geglaubten Schafe kehrten Heim.
Home, Sweet Home …
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