Ein weiterer Tag ...

Re: Ein weiterer Tag ...

Beitragvon mephrix am Di 29. Dez 2009, 19:27

The Final Battle - Teil 1
9. Tag

Irgendwo in London – 0 Uhr …

… »Ist er das?«, fragte der grimmig drein blickende und übel gelaunte Gangster seinen Bruder, der neben ihm auf dem Beifahrersitz saß und die Umgebung durch die nasse Windschutzscheibe beobachtete.
»Leider wird meine Sicht durch den anhaltenden Regen stark beeinträchtigt, um eine klare und präzise Aussage treffen zu können«, antwortete der andere Gangster auf die Frage.
»Das muss einer dieser verdammten Mistkerle sein, er läuft doch direkt auf den Wagen zu!«, spekulierte der schlecht gelaunte Ganove und sah dabei angestrengt zur Gasse hinüber.
»Aber Bruder, es könnte sich aber auch um einen Obdachlosen oder um eine Person aus ärmeren Verhältnissen handeln«, sagte der andere Halunke zu dem Fahrer des dunklen Wagens, in denen die beiden saßen.
»Du könntest mit deinem Gequatsche Recht haben, aber ich glaube nicht, dass irgendjemand von diesem Gesindel im Besitz der Wagenschlüssel ist!«, bestätigte der destruktiv aufgelegte Gangster seinen Verdacht.
»Oh, jetzt erspäh ich es auch. Dieses zwielichtige Individuum hat tatsächlich die passenden Autoschlüssel für das von uns observierte Auto. Wir sollten unsere durchdachte Vorgehensweise in die Tat umsetzen!«, schlug der vornehmlich sprechende Verbrecher seinem blutsverwandten Mitinsassen vor.
»Darauf kannst du einen lassen, Bruder! Wir werden diese Pestbeule nicht aus den Augen lassen«, nickte der zornige Muskelprotz mit fieser Miene zustimmend.
Noch ehe die beiden Gewalttäter ihre Unterhaltung beendet hatten, starteten sie auch schon den kalten Motor und verfolgten unauffällig den anderen Wagen, der gerade aus der Gasse hinausgefahren war und auf die pitschnasse und vom Unwetter getränkte Straße bog …




Früh am Morgen …

… Mit einem zufriedenen und breiten Grinsen fuhr Erril entspannt und beinahe schon gut gelaunt die noch gering befahrene Straße entlang. Durch die vielen Lichter und Laternen an den Autos und auf den Straßen bemerkte er, dass die Regenverhältnisse im Vergleich zum Vorabend zugenommen hatten. Vermutlich würde ein kleiner Sturm an diesem Morgen über London hinwegfegen, doch darüber machte er sich keine Gedanken, denn der Auslöser für seine gute Stimmung an diesem Morgen war ein anderer gewesen.
Es war kurz nach sieben Uhr morgens als er sich von der blonden Schönheit, die er in der Nacht noch in einer Bar ganz in der Nähe der neuen Zentrale aufgegabelt hatte, verabschiedete und sich auf den Weg machte. Als er am späten Abend davor, nach der Besprechung von Dreams Plan, die Zentrale verlassen hatte, wollte er noch einmal einen drauf machen. Er wusste, dass der kommende Tag die Londoner Unterwelt für immer verändern würde, deshalb wollte er noch einmal ein bisschen Party machen. Vielleicht hatte er schon bald keine Gelegenheit mehr dazu.
In einer kleinen Bar – es war Errils geheime Stammbar – wollte er noch mal ein wenig Spaß haben. Der Schuppen, der von außen eher unscheinbar wirkte, machte dafür im Inneren einen umso besseren Eindruck. Erril kam gegen Mitternacht in seinem Stammetablissement an und ging sofort an die Bar. Nach ein paar alkoholischen Getränken bemerkte er an einem Tisch hinter sich eine aufreizend angezogene Blondine, die ihm sofort ins Auge stach. Ohne lange zu fackeln, lud er die junge, blondhaarige Dame zu einem Drink ein, aus denen im Handumdrehen ein knappes Dutzend wurde.
Eine Stunde und einen betrunkenen, fünfminütigen Fußmarsch später befanden die beiden sich in der hübsch eingerichteten Wohnung der blonden Verführung und verbrachten die restliche Nacht miteinander. Wie ein Gentleman hatte er seiner Eroberung am Morgen danach versprochen, dass er sie anrufen und wiedersehen wolle, doch kaum war Erril in seinem Wagen, hatte er diese Worte und sogar den Namen der jungen Frau bereits vergessen, aber das kümmerte den selbstverliebten Chauvi nicht im Geringsten.
Der Morgen war bereits angebrochen und Erril war der Meinung, dass es sich nicht mehr lohnen würde, noch einmal schlafen zu gehen. Aus diesem Grund hatte er sich auf den Weg gemacht, um bei seinem Schützling auf eine Tasse Kaffee vorbeizuschauen und ihn aus den Federn zu holen. Später könnten die beiden dann zusammen zur Zentrale gehen, um die notwendige Ausrüstung mitzunehmen und um noch einmal den Plan zusammen durchzugehen.
Gegen siebenuhr achtzehn stand er vor Glayers Wohnungstür im Stadtteil Ealing und betätigte mehrmals die elektronische Klingel. Noch leicht verkatert und ein wenig müde von den Anstrengungen und Vergnügungen der vergangenen Nacht, freute er sich auf eine warme Tasse des braunen Wachmachers. Außerdem konnte er nicht abwarten Glayer von seiner heißen Liebesnacht mit der scharfen Braut zu erzählen. Besonders auf das neidische Gesicht seines Freundes freute er sich am Meisten.
Einige Minuten später gab es immer noch kein Lebenszeichen von Glayer. Auch auf die vielen Klingelversuche reagierte er nicht. Erril vermutete, dass Glayer wohl noch im Tiefschlaf war und es keinen Sinn machte, weitere Versuche zu unternehmen. Doch gerade als er sich wieder auf den Weg zu seinem Wagen machen wollte, sah er etwas, dass ihm davor gar nicht aufgefallen war. Die Tür zu Glayers Wohnung war einen kleinen Spalt offen. Plötzlich überkam Erril, der bis gerade eben noch gut gelaunt war, ein seltsames Gefühl. Es war ungewöhnlich und verdächtig, dass Glayer seine Wohnungstüre nicht verschlossen hatte. Denn genau das, daran konnte sich Erril noch gut erinnern, hatte er ihm als erstes geraten, nachdem Glayer in die GoG aufgenommen wurde. Deshalb konnte er es nicht verstehen, wieso Glayer auf einmal so leichtsinnig war.
Ohne lange zu überlegen, öffnete Erril die Tür und betrat die Wohnung. Kopfschüttelnd wollte er zu seinem Mafiakollegen gehen, um ihm aus dem Bett zu schmeißen und eine Standpauke zu halten. Aber als er in der Wohnung war und sich umsah, machte er im Schlafzimmer eine schreckliche Entdeckung, die ihm mit einem Schlag das Blut in den Adern gefrieren ließ …




Irgendwo in London – 1 Uhr …

… »Leckt mich an meinem Arsch, ihr Hundesöhne!«, schrie Glayer seine zwei Peiniger an, die ihn beim Schrottplatz überrumpelt und anschließend in seine Wohnung verschleppt hatten. »Eher müsst ihr mich umbringen, bevor ich euch nur ein Wort verrate!«
»Wenn du dich weiterhin nicht kooperativ verhältst, dann sehen mein Bruder und meine Wenigkeit keine andere Alternative als dir deinen Wunsch zu erfüllen«, versuchte LFB ohne Erfolg auf ihn einzureden.
»Dieses Bürschchen scheint ja ein ganz harter Kerl zu sein, aber nun ist Schluss mit dem Gerede. Entweder du verrätst uns, was die GoG als nächstes vor hat oder du wirst dein blaues Wunder erleben!«, schaltete sich StonedDog ein und ging dazwischen. Er war noch nie ein Freund von Verhören gewesen und sein Geduldsfaden war extrem kurz.
Aber Glayer, der an Händen und Füßen mit Handschellen fest gekettet auf dem Bett saß, war nicht sonderlich beeindruckt. Zumindest tat er alles erdenkliche, um genau diesen Eindruck zu erwecken. Er wusste, dass er in einer schwierigen und beinahe auswegslosen Situation war und er musste alles daran setzen, um soviel Zeit wie nur irgendwie möglich zu gewinnen. Würde er einfach aufgeben und den zwei Gangster der nLUF sagen, was sie wissen wollten, dann würden sie ihn ohnehin umbringen. So hatte er zumindest noch eine kleine Chance zu überleben. Vielleicht konnte er in einem günstigen Moment einen der Kidnapper überwältigen oder gar die Flucht ergreifen.
StonedDogs Geduld war fast am Ende und deshalb packte er Glayer grob an seinem Kragen und zog ihn mühelos vom Bett zu sich hinauf. »Du willst also den Helden spielen, Freundchen«, sagte er mit leiser Stimme zu seinem Gefangenen und bemühte sich dabei seine Wut in Zaun zu halten, »dann wollen wir doch mal sehen, wie viel Held in dir steckt, Kleiner!«
Noch ehe StonedDog diese Drohung ausgesprochen hatte, ballte er seine massive Hand zu einer stark angespannten Faust und verpasste Glayer einen harten Schlag in die Magengrube. Hustend und keuchend sackte dieser sofort zusammen und fiel auf sein Bett zurück. Mit schmerzverzehrtem Gesicht lag er krümmend auf der Decke und stieß ein paar weitere Schimpfwörter hinaus. Nach einer kurzen Panikattacke versuchte er nach Luft zu ringen, die der Schlag ihm geraubt hatte. Nun wurde ihm langsam klar, dass er diesen Kampf nicht lange durchstehen würde, sollte nicht noch ein Wunder geschehen.
LFB stand neben der Wohnungstür und hielt seine Waffe in der Hand. Er beobachte das Schauspiel mit einer gewissen Heiterkeit, auch wenn er es lieber noch einmal über den Weg der Kommunikation versucht hätte. Doch sein Bruder wollte die Sache schnellstmöglich über die Bühne bringen, da es wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit gewesen war, bis einer der GoG sich bei ihrem Opfer melden oder sogar hier aufkreuzen würde.
Einige Sekunden später hatte sich Glayer von den ersten Schmerzen erholt und er versuchte wieder eine unerschütterliche Fassade aufzusetzen, auch wenn es ihm diesmal nicht ganz so gut gelang wie beim ersten Mal. Aber StonedDog ließ sich nach wie vor nicht davon beeindrucken und schnappte ihn sich erneut. Wieder stellte er ihn auf die Beine und diesmal verpasste er ihm einen Schlag direkt ins Gesicht. Noch ehe Glayer wieder auf dem Bett gelandet war, spritze schon eine ganze Ladung Blut auf sein Gesicht. Das betäubende Gefühl und der brennende Schmerz in seiner Visage gaben ihm den Rest und er verlor jeden Bezug zur Wirklichkeit. Wie in Trance lag er nun auf seiner weichen Matratze und starrte an die Decke. Alles fühlte sich leer und so unwirklich an. Er hoffte, dass er dieses ganze Martyrium nur träumte und gleich aufwachen würde. Doch das passierte leider nicht.
Es ging nicht mehr lange und sie würden seinen Willen gebrochen haben …




Am gleichen Morgen …

… Völlig entspannt und wie neu geboren wachte ich von einem mir bekannten Geräusch in meinem weichen und bequemen Bett auf. Ich fühlte mich wieder wie ein neuer Mensch und die ganzen Blessuren und Verletzungen, die ich in den letzten Tagen erlitten hatte, fühlten sich nur noch wie ein weit entfernter Schmerz an. Die wunderschönen Erlebnisse in den vergangenen nächtlichen Stunden hatten meinen Körper wiederbelebt und zu neuer Energie verholfen, auch wenn ich von meinem ursprünglichen und gewohnten Kräfteniveau noch ein großes Stück entfernt war. Wenigstens besaß mein Körper nun wieder genügend Leistungsfähigkeit, damit ich diesen Tag noch irgendwie überstehen konnte.
Meine Liebespartnerin lag noch tief schlafend neben mir, die Bettdecke weit ins Gesicht gezogen. Vorsichtig strich ich mit meinen groben Fingern durch ihr sanftes Haar, während meine Augen langsam ihre von der Decke verhüllten Konturen abwanderten. Ihr lieblicher Anblick zauberte noch immer ein Lächeln in mein Gesicht und ihre engelsgleiche Ausstrahlung, die selbst im Schlaf nicht von ihrer Seite wich, ließ den noch in grauen Farbtönen gehüllten Raum wie ein Sommermärchen erscheinen. Selbst das Prasseln der Regentropfen, die von außen gegen die Fensterscheiben schlugen, zerstörten diese subjektive Idylle nicht.
Gerade als ich noch weiter die beruhigende Atmosphäre genießen wollte, die meine mexikanische Geliebte unabsichtlich versprühte, hörte ich erneut dieses markante Geräusch, das mich schon aus dem Schlaf geweckt hatte. Doch nun erkannte ich, um welchen Klang es sich gehandelt hatte. Ich musste einen oder mehrere Anrufe auf mein Handy bekommen haben. Für einen Augenblick hatte ich die Befürchtung verschlafen zu haben, aber ein Blick zu dem von einem Vorhang verdeckten Fenster sagte mir, dass es noch nicht einmal ganz hell war und somit sollte ich noch genug Zeit haben, um mich für unseren großen Auftritt am Flughafen vorzubereiten.
Leise stand ich vom Bett auf, damit ich Nic nicht aufweckte. Nachdenklich stand ich, nur in Unterwäsche, neben dem Bett und überlegte, wohin ich mein Mobiltelefon zuletzt gelegt hatte. Nach einem kurzen Suchlauf durch meine Wohnung fand ich es schließlich in meinem leicht zerknitterten Jackett, das noch immer auf der Couch lag. Ich durchwühlte die Taschen und blickte gespannt auf das grell erleuchtende Display und kniff dabei meine noch müden Augen zusammen. »Zwei Anrufe in Abwesenheit«, stand in schwarzen Lettern auf dem Bildschirm geschrieben. Nach einer kurzen Bestätigung sah ich auch schon einen Namen, der mich zweimal versucht hatte zu erreichen. Es war Thompson, der mir zu so früher Stunde etwas mitteilen wollte.
Gerade als ich die Anruftaste betätigen wollte, um zu schauen, was er von mir wollte, bekam ich plötzlich eine Kurzmitteilung. Sie war ebenfalls von Thompson. Ein ungutes Gefühl überkam mich auf einmal, nachdem ich das Öffnen der SMS bestätigte.


Name: Thompson
Datum: … 08:07 Uhr
-----------------------
Morgen doN! Konnte
dich nicht erreichen.
In glayers wohnung
ist etwas schreckliches
passiert. Melde dich
bitte so schnell wie
möglich bei mir!
Gruß Thommi



Erschrocken von Thompsons Kurzmitteilung suchte ich in Windeseile meine Sachen zusammen und versuchte nebenbei, Thompson, so wie er es verlangt hatte, anzurufen. Wie ein Zirkuskünstler jonglierte ich das Handy von der einen zur anderen Hand während ich mir meine Hose und mein Hemd anzog. Nach einigen langen Sekunden nahm Thompson endlich ab.
»Was ist los, Thommi?«, fragte ich ihn mit angespannter Stimme. »Was ist in Glayers Wohnung passiert?«
»Das … das kann ich dir nicht am Telefon erklären. Komm am Besten sofort vorbei und verlier keine Zeit. Ich muss auflegen, tut mir leid, doN!«, antwortete mir Thompson mit einem zittrigen Unterton ehe er schon wieder aufgelegt hatte.
Irgendetwas war vorgefallen und ich rechnete mit etwas Schlimmen. Der ruhige und friedliche Tag, so wie er vor wenigen Minuten erst für mich begonnen hatte, sollte sich nun zum schwärzesten Tag in der GoG-Geschichte verwandeln. Doch der finale Kampf würde uns erst noch bevorstehen.
Rasch schrieb ich ein paar Sätze auf ein Blatt Papier und lag es auf mein Kopfkissen. Ich wollte Nic nicht noch unnötig beunruhigen und schrieb ihr, dass ich mich auf den Weg in die Zentrale gemacht hätte. Sie hingegen solle in meiner Wohnung bleiben und warten, bis ich wieder zurückkommen würde.
Nachdem ich meine Autoschlüssel in meine Jacketttasche gesteckt hatte, ging ich auf den Flur hinaus, verriegelte meine Wohnungstür und rannte hinunter zu meinem Wagen …




Irgendwo in London – 2 Uhr …

… »Das ist hoffnungslos, werter Bruder! Er will uns einfach nichts erzählen, was von Belang sein könnte«, erkannte LFB diese aussichtslose Situation und sah dabei Glayer an, der blutüberströmt auf dem Bett lag und sich kaum mehr rührte.
»Vermutlich hast du Recht, LFB. Bringen wir die Sache zu Ende«, stimmte StonedDog seinem Bruder zu und starrte dabei auf seine mit Blut verschmierten Hände.
»Rushers wird über dieses Ergebnis bestimmt sehr betrübt sein, meinst du nicht?«, überkamen dem mit hochgestochenen Formulierungen um sich werfenden Gangster leichte Zweifel.
»Es war zu erwarten, dass diese GoG-Pisser nicht singen werden. Aber das sie selbst unter Folter nicht ihr Maul aufbekommen, dass überrascht sogar mich! Aber nichts desto trotz, im Gegensatz zu proTecTion werden wir diesmal einen dieser Typen umlegen. Das sollte Rushers wenigstens zufrieden stellen«, philosophierte StonedDog ein wenig vor sich hin und zog dabei erste Bilanz über ihre durchgeführte Aktion.
»Da muss ich dir allerdings zustimmen, Bruder! Unser Anführer wird über den Tod dieses Individuums bestimmt hocherfreut sein«, bestätigte LFB die Aussage von StonedDog.
Während die beiden ihre letzten Vorbereitungen trafen, lag Glayer noch immer bewegungsunfähig auf der mit Blut bespritzten Bettdecke. Die vielen Schläge auf seinen Kopf und auf seinen restlichen Körper hatten ihm übel zugesetzt. Seine Nase war gebrochen, seine Augen angeschwollen und aus beinahe allen Gesichtsöffnungen strömte der rote Lebenssaft hinaus. Sein Körper war übersäht von Blessuren und anderen Verletzungen. Er spürte, wie er immer mehr und mehr an Kraft verlor und auch sein Überlebenswille schien schon vor langer Zeit gebrochen worden zu sein. Und er wusste, dass in wenigen Minuten alles vorbei war. Die Hoffnung auf ein Wunder blieb unbeantwortet. Trotz aller Übel wurde ihm nun immer mehr und mehr bewusst, dass er sich selbst durch Eigenverschulden in diese schreckliche Lage gebracht hatte. Er ging zu locker und großmütig an die Aufgabe ran. Bei dem Gespräch in der Zentrale hatte ihn Erril gewarnt, dass es nicht ganz ungefährlich werden könnte. Er hatte ihm auch gesagt, dass er die Umgebung immer im Auge behalten muss und bei dem kleinsten Anzeichen von Gefahr sofort alles stehen und liegen lassen und verschwinden soll. Doch Glayer hatte den gut gemeinten Rat von Erril nicht richtig befolgt und nun musste er dafür bezahlen. Mit seinem Leben.
»So, Bürschchen, gleich haben wir es geschafft, nur noch ein paar Sekunden, dann ist alles vorbei!«, sagte StonedDog mit einer Brise Genugtuung zu seinem Opfer und schraubte dabei einen Schalldämpfer an seine Colt M4A1.
Nachdem er die Waffe entsichert und an die Wand gelehnt hatte, beugte er sich über Glayer, packte ihn noch mal am Kragen und hievte ihn nach oben in eine aufgerichtete Position. Wie benommen saß der Todeskandidat der GoG nun auf dem Bett, die Hände und Füße noch immer mit Handschellen gefesselt. Er versuchte sich nicht mehr zu wehren. Das Unvermeidliche erlöste ihn jeden Moment von seinen Qualen.
StonedDog nahm seine Waffe wieder in die Hände und stellte sich vor Glayer hin. Er sagte noch etwas zu ihm, doch Glayer verstand kein Wort mehr. Die Zeit schien still zu stehen und alles bewegte sich wie in Zeitlupe. Alles was jemals wichtig war, verlor in dieser Nacht an Bedeutung.
Das Urteil wurde jeden Augenblick vollstreckt, aber das Mitglied der GoG empfand rein gar nichts. Seine Gedanken kreisten nur noch um eine Sache.
LFB stand noch immer in der Nähe der Tür und beobachtete das Schauspiel. Die Sekunden verstrichen weiter und StonedDog presste das schallgedämpfte Sturmgewehr gegen seine Schulter.
Nur auf eines war Glayer noch stolz: Er hatte geschwiegen! Selbst in dieser auswegslosen Situation, selbst durch die grausame Folter seiner Henker hatte er nichts von dem Vorhaben der GoG verraten.
Wie ein Jäger hatte der nLUF-Gangster seine Beute ins Ziel genommen. Er zielte direkt auf seinen Kopf.
Glayer hatte seine Pflicht und den Kodex seiner Mafia gegenüber eingehalten und somit blieb ihm wenigstens noch ein kleiner Wehrmutstropfen übrig: Seine Ehre!
Ein kurzes Zischen! Rotes Blut spritzte wie eine Fontäne gegen die Wand. Ein lebloser Körper fiel zurück auf das Bett …




Glayers Wohnung – Jetzt! …

… Die Stufen der Treppe, die zu Glayers Wohnung führte, erstreckten sich schier endlos und es kam mir wie eine kleine Ewigkeit vor bis ich endlich vor der geöffneten Wohnungstür stand. Im Durchgang der Türe stand bereits Thompson und wartete auf mich. Sein Gesicht war blass und seine Mimik verriet mir, dass er am Telefon nicht übertrieben hatte. »Verdammt, Thommi, nun sag schon, was ist los?«, fragte ich ihn ungeduldig und eindringlich. Noch ehe Thompson etwas erwidern konnte, hörte ich laute Geräusche und Krach aus der Wohnung als würde jemand Fenster und Möbelstücke demolieren. Es schien als hätte derjenige eine unglaubliche Wut im Bauch.
»Schau es dir am Besten selbst an … im Schlafzimmer. Dream und Erril sind bereits schon da«, deutete er vom Eingang aus links in den Nebenraum. Dann ging er zur Seite, um mich durchzulassen.
Mit einem unguten Gefühl im Bauch betrat ich die finster wirkende Unterkunft und hielt kurz inne. Doch ehe ich überhaupt an etwas denken konnte, sah ich bereits die mit Blut verschmierte Wand des Schlafzimmers. Ohne weiteres Zögern betrat ich den Raum, den man mittels einer dünnen Schiebetür vom Wohnzimmer trennen konnte. Mit einem großen Schock erblickte ich das mit Blut überströmte Bett und den leblosen Körper, der darauf lag. Ein eiskalter Schauer lief mir plötzlich über den Rücken als ich das Unvermeidliche endlich erkannt hatte.
Es war Glayer, der an Händen und Füßen gefesselt tot auf dem Bett lag! Schlagartig überkam mich ein Gefühl der Übelkeit und der Trauer. Ich konnte und wollte meinen Augen nicht trauen. Unser jüngstes und unschuldigstes Mafiamitglied lag blutüberströmt und tot in seinem Schlafzimmer. Wie bei einem Tunnelblick blendete ich alles um mich herum aus und sah nur noch den Leichnam, der vor mir auf dem Bett lag. Für ein paar Sekunden fühlte ich eine innere Leere in mir, die so unbeschreiblich groß war, dass ich sie nicht in Worte fassen konnte. Dieses Schicksal, was auch immer ihm widerfahren war, hatte er am Wenigsten verdient. Dazu war seine Weste einfach noch zu weiß und sein Alter zu jung gewesen.
Als ich nach einigen Augenblicken wieder bei Sinnen war, sah ich plötzlich Erril, der mit einem feuerroten Kopf ein paar Möbelstücke kurz und klein schlug. Dream, der ebenfalls mit blassem Gesicht neben ihm stand, sah mich mit einem traurigen und mitgenommenen Blick an. Ohne auch nur ein Wort zu sagen, konnte ich aus Errils Reaktionen ablesen, dass ihn dieser Anblick in eine tiefe Trauer gestützt haben muss, die er in einem blutrauschähnlichen Anfall aus Wut und Hass versuchte zu kompensieren. Glayer war sein langjähriger Freund gewesen, wie er mir bei der Aufnahme von ihm erzählt hatte. Außerdem war es auch Erril, der dafür gesorgt hatte, dass er überhaupt bei uns aufgenommen wurde. Dream war sich dieser Sache vermutlich auch mehr als bewusst, weswegen er Erril von seiner Zerstörungsorgie auch nicht abhalten wollte.
»Wie … Wie ist das passiert, Dream?«, fragte ich ihn als ich mit einem bestürzten Gesichtsausdruck zu ihm hinüber lief.
»Wir können es nicht genau sagen. Als ich hier eingetroffen bin, war Erril bereits schon da und saß mit gesenktem Kopf auf dem Bett neben Glayer. Nachdem ich erkannt hatte, was passiert war und ich den ersten Schock überwunden hatte, versuchte ich mit Erril zu reden. Doch er saß nur da und machte sich Vorwürfe. Ich glaube, er hat Glayer irgendeine Aufgabe gegeben und dabei muss er vermutlich der nLUF in die Hände gefallen sein«, sagte Dream mit betrübter und leiser Stimme zu mir während er auf das Bett sah.
»Mh … Oh, verdammt! Ich glaube, ich kenne den Grund für dieses grausame Attentat. Es ist zwar nur ein Verdacht, aber ich vermute, dass Erril Glayer losgeschickt hatte, um den Wagen der nLUF verschwinden zu lassen, den wir in der Nähe der Hütte geklaut haben, um vor den ### fliehen zu können. Du weißt ganz genau, dass das eine typische Aufgabe für einen Anfänger ist, um sich in der Organisation Respekt und Anerkennung zu verschaffen!«, schilderte ich Dream meine Vermutungen über die möglichen Gründe für dieses Desaster.
»Hmm… Vermutlich könntest du Recht haben, doN! Aber das spielt nun auch keine Rolle mehr, nichts wird Glayer mehr zurückholen können«, äußerte unser Anführer sein Bedauern über den Verlust des Mafianeulings.
»Da hast du allerdings auch wieder Recht!«, machte ich eine kurze Pause, ehe ich Dream noch eine weitere Frage stellte. »Was haben die Mistkerle mit ihm angestellt?«
Dream nahm sich einen Moment Zeit, bevor er mir antwortete. Er beobachtete Erril, wie er immer noch seine Wut an irgendwelchen Möbelstücken und alles, was ihm sonst noch in die Finger kam, auslies.
»Auch darüber können wir nur spekulieren. Thommi hat mir gegenüber ein paar Mutmaßungen geäußert. Er glaubt, dass ein oder mehrere nLUF-Gangster Glayer hierher gebracht oder sogar in seiner Wohnung überrascht haben. Dann haben sie ihm hier im Schlafzimmer die Handschellen an den Händen und Füßen angelegt, damit er nicht so einfach fliehen oder sich wehren konnte. Das ganze Massaker, so vermutet Thommi, muss sich hier in diesem Raum abgespielt haben, da weder auf dem Gang noch in der restlichen Wohnung Blut zu sehen ist. Als nächstes haben sie ihn möglicherweise verhört und gefoltert, da er im ganzen Gesicht und wahrscheinlich auch an einigen Körperstellen Verletzungen hat. Doch das war nicht einmal die Todesursache. Thommi hat auf dem Boden eine Patronenhülse entdeckt, die von einer größeren Waffe stammen muss. Es könnte sich dabei um eine Art Sturmgewehr oder Maschinenpistole gehandelt haben. Stell dir vor, doN, diese verdammten Schweine haben ihm unmittelbar ins Gesicht geschossen. Die Kugel muss direkt durchgegangen sein, deshalb sind auch die Wände voller Blut. So etwas wird normalerweise nur Verrätern oder ehrenlosen Gangster angetan, um eine Trauerfeier mit offenem Sarg zu verhindern. Diese Typen haben einfach keinen Respekt!«, versuchte Dream seinen Hass zu unterdrücken.
»Denen ist einfach kein Mittel zu wider… Aber wieso hat niemand was von dem Schuss gehört oder warum kam die Polizei nicht? Diese Hinrichtung wird doch wohl nicht etwa lautlos von statten gegangen sein, oder etwa doch?«, wollte ich von Dream wissen.
»Genau das hab ich mich auch schon gefragt. Vielleicht war die Polizei sogar da und diese Monster konnten sie wieder abwimmeln. Ich kann es einfach nicht genau sagen, doN! Was diesen Schuss angeht. Ich denke, die Täter haben einen Schalldämpfer verwendet. Ansonsten würden wir wohl jetzt nicht in der Wohnung sein«, erklärte mir Dream die restlichen Vermutungen über den Hergang dieser Tat.
Gerade als ich noch weiter mit ihm reden wollte, rannte Erril an uns vorbei in Richtung Wohnungstür. Thompson wollte Erril beruhigen, doch er stieß ihn einfach zur Seite und ging hinaus. Als er die Verfolgung aufnehmen und seinen wutentbrannten Mafiakollegen hinterher rennen wollte, pfeifte ihn Dream zurück.
»Lass ihn gehen, Thommi. Er muss sich abreagieren. Wir können nichts für ihn tun!«, beschwichtigte er Thompson, der Dreams Entscheidung sichtlich nicht nachvollziehen konnte.
»Aber …«, wollte er gerade seine Zweifel äußern als er von dem GoG-Mafiaboss unterbrochen wurde.
»Erril wird sich wieder beruhigen. Jeder Mensch hat seine ganz eigene Art mit Trauer umzugehen. Der eine so, der andere so. Wir müssen Erril Zeit lassen, denn wir brauchen ihn heute noch, jetzt sogar noch dringender. Und er muss einen klaren Kopf haben, ansonsten würde er uns alle in noch größere Gefahr bringen. Hast du verstanden? Und wir müssen uns später noch einmal in der Zentrale treffen, alle miteinander. Wir wissen nicht, ob Glayer etwas von unserem Plan verraten hat, deshalb werden wir unsere Angriffsstrategie noch einmal neu besprechen müssen. Thommi, informier die anderen darüber und sag ihnen, dass sie doch nicht hierher kommen sollen. Ich möchte ihnen den Anblick ersparen!«, versuchte Dream seine Traurigkeit zu verbergen, in dem er Souverän wirken wollte. Doch er hatte große Mühe damit.
»Ok, verstanden. Ich werde den anderen sofort bescheid geben«, antwortete Thompson mit gefühlsbetonter Stimme.
»Und was machen wir nun?«, fragte ich unseren Anführer ratlos. »Sollen wir Glayer hier einfach liegen und verroten lassen?«
»Natürlich nicht, doN! Vermutlich wird die Polizei nach Errils lautem Wutausbruch schon auf dem Weg zur Wohnung sein. Wir verschwinden nun von hier. Die Leiche können wir eh nicht mitnehmen. Sobald die nLUF heute für ihre Taten gebüßt hat, werden wir uns darum kümmern. Aber wir sollten jetzt keine Zeit verlieren«, sagte Dream zu mir und machte sich bereit, den Tatort zu verlassen.
Kopfschüttelnd und noch immer fassungslos warf ich noch einen letzten Blick auf das von der nLUF angerichtete Blutbad, ehe ich mich um achtuhr siebenundvierzig, zusammen mit Dream und Thompson, auf den Weg nach draußen machte …
Status: Chefredakteur der GW-Times

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